© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/15 / 27. November 2015

Aufgeschnappt
Die Dekade verloren
Matthias Bäkermann

Vom Sockel gestürzt, so wollte die Künstlerin Christiane Möbus ihr Denkmal für die „Göttinger Sieben“ wohl verstanden wissen. Ihre Kopie des vier Meter hohen Granitquaders, auf dessen Äquivalent vor dem Hauptbahnhof in Hannover das berühmte Husarenstandbild Ernst Augusts thront, muß nämlich in der Studentenstadt ohne Roß und reitenden König auskommen. Denn just dieser Monarch hatte 1837 die berühmten Wissenschaftler wegen ihrer republikanischen Widerständigkeit um Amt und Würden gebracht. Statt der Widmung „Dem Landesvater / Sein treues Volk“ hat sich Möbus „Dem Landesvater / Seine Göttinger Sieben“ ausgedacht. 

Nachdem Möbus’ Gegendenkmal am 19. November vor dem Göttinger Bahnhof enthüllt worden war, fiel allerdings ein peinlicher Fehler auf: Statt der römischen Jahreszahl MDCCCXXXVII im Bronzeguß fehlt ein X und gibt so das falsche Datum 1827 an. „Tatsächlich ist bei der Fertigung irgendwie ein X verlorengegangen“, staunt Matthias Dreyer, künstlerischer Leiter der Stiftung am Montag im Göttinger Tageblatt. Für Möbus, ohnehin wegen des Konzepts und eitler Allüren massiv in der Kritik stehend, ist der Frust nun groß. „Was soll ich dazu noch sagen?“ gibt sie sich ratlos: „Dann muß man halt ein X dazumalen.“