© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/15 / 27. November 2015

Joachim Steinhöfel. Der Anwalt und mediale Hans Dampf ist nicht zu unterschätzen.
Vorsicht, Steinhöfel!
Christian Vollradt

Zack. Das hat gesessen: Abmahnungen, Richtigstellungen, einstweilige Verfügungen gegen Spiegel Online, Zeit, Leipziger Volkszeitung, Rheinische Post, Südwestpresse, die B.Z., den NDR, das ZDF. Führende Medien gingen juristisch in die Knie. Sie mußten sich korrigieren oder entschuldigen, weil sie den Schriftsteller Akif Pirinçci nach seinem skandalträchtigen Pegida-Auftritt falsch zitiert und ihm sinnverdrehend unterstellt hatten, er habe KZs für Flüchtlinge gefordert. Hinter diesem Triumph über Pressedeutschlands Who is Who steht der Hamburger Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel. 

Warum er als einer der renommiertesten Wettbewerbs- und Medienrechtler das Mandat für den „umstrittenen“ Pirinçci übernommen hat? „Der schlimmste Vorwurf, der einem Menschen in Deutschland gemacht werden kann, ist Befürworter des Holocaust zu sein und dazu aufzurufen, diesen gegenüber den Flüchtlingen zu wiederholen. Dies jemandem zu unterstellen, der das nicht gesagt hat, ist einer freien Presse unwürdig“, begründet der 1962 in Hamburg geborene Jurist sein Engagement. Angesichts seines Erfolgs gegen die Falschbehauptungen ist es kein Wunder, daß Steinhöfel umgehend auch für Welt-Autor Matthias Matussek bei dessen skandalträchtigem Streit mit seinen Vorgesetzten (siehe Seite 21) in den Ring stieg.

Doch im Feldzug gegen mediale Verzerrungen und Einseitigkeiten verläßt sich der bekennende Fahrrad- und Porschefahrer nicht allein auf seine Kenntnis der Paragraphen. Nein, Steinhöfel greift selbst als Kommentator ins Geschehen ein, er veröffentlicht Texte sowohl auf den Blogs Achse des Guten oder Tichys Einblick als auch auf seinem eigenen Weblog. „Liberal, konservativ, unabhängig“ lautet dessen Credo, und dieser Dreiklang paßt auch zu seinem Macher. Steinhöfel verkörpert jenen stark angelsächsisch geprägten Liberalkonservatismus: marktwirtschaftlich, staatsskeptisch, individualistisch. Er wendet sich meinungsstark und mit Verve gegen die innen- wie außenpolitischen „Appeaser“, gegen Extremisten jeglicher Couleur. 

Bei Diskussionen im Fernsehen mimt der Mann mit dem markanten Kahlkopf und der norddeutsch-nasalen Stimme gern den schnoddrigen Großkotz, der sich Sprachregelungen widersetzt und die Harmoniesoße versalzt. Hier kann Steinhöfel an ein weiteres seiner Talente anknüpfen: das, zu unterhalten. Bereits als Jurastudent in Hamburg machte er mit Moderationen für den Privatsender Radio Schleswig-Holstein von sich reden. Legendär, um nicht zu sagen „Kult“, waren später seine Auftritte als gewollt schmieriger Reklame-Fuzzi („Gut, daß wir verglichen haben!“) in den Werbefilmchen des Elektronikanbieters Media Markt. 

„Natürlich bin ich ein Arschloch“, bekannte Steinhöfel einmal – nicht ganz ohne Koketterie. Von solchen wie ihm könnte es hierzulande ruhig mehr geben.