© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/15 / 27. November 2015

CD-Kritik: LaBrassBanda
Baldriantropfen
Sebastian Hennig

Ein hand- und mundgefertigtes „Tecno“-Stück leitet das neue Album der bayerischen Blasmusik-Tanzpop-Gruppe LaBrassBanda ein. Es ist eine instrumentale Version des Vorvorgängers „Europa“ von 2013. Melancholische Bläser schweben über dem Dauergewummer, an dem sich zuweilen sehr markant die Tuba beteiligt. Für gut die Hälfte der Lieder wird die Kapelle durch sieben weitere Musiker zur Bigband verstärkt und scheint hier in die weiten Fußstapfen des kürzlich verstorbenen Max Greger zu treten. 

Titel wie „Holland“, „Schweden“, „Sarajevo“, „Rußland“ und „Western“ geben zaghaft geographische Hinweise zu ihren Wurzeln. Die Schlager „Z´spat dro“ und „Opa“ werden gleichfalls eingesponnen in die Homogenität dieser Melange. Denn der Tonmischer im Londoner Studio hat die Elemente des typischen Tanzgalopps entknotet und daraus einen unverbindlichen Klangteppich gewebt. Der läßt sich immer dann gut ausrollen, wenn die lockere Geselligkeit weder Smalltalk noch einen Diskurs begehrt. Wer diese Musik wenig spannend findet, der verkennt, daß sie vor allem auf Entspannung abzielt. Die Fluten des Chiemsee werden karibisch temperiert. Diese bajuwarisch-jamaikanische Freundschaft hat weniger eine markante Platte gestiftet, als vielmehr ein Flakon mit akustischen Baldriantropfen für die musikalische Hausapotheke destilliert.

LaBrassBanda Europa – in Dub RCA Deutschland (Sony Music), 2015  www.labrassbanda.com