© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/15 / 04. Dezember 2015

AfD-Parteitag in Hannover
Auf dem richtigen Weg
Marcus Schmidt

Gute Umfrageergebnisse sind gefährlich. Sie können Parteien in einer Sicherheit wiegen, die sich dann am Wahltag womöglich schlagartig als Illusion erweist. Daran wird auch die AfD-Führung angesichts der aktuellen – aber virtuellen – Erfolgswelle denken. Denn wie schnell die Stimmung umschlagen kann, weiß die Partei nur zu gut. Noch im Sommer lag sie nach einem monatelangen Streit und der Abspaltung des Flügels um Ex-Parteichef Bernd Lucke unter der Fünfprozenthürde. Daß die AfD nun bei bis zu zehn Prozent steht und nach Ansicht der Demoskopen sogar noch Luft nach oben hat, verdankt sie allein der Asylkrise.

Doch die Partei hat offenbar gelernt: Mit ihrem auf Harmonie bedachten Parteitag am Wochenende in Hannover hat sie die Voraussetzungen dafür geschaffen, die aktuellen Umfragewerte bei den Landtagswahlen im Frühjahr auch in Mandate umzuwandeln. Wo es Konfliktpotential und inhaltliche Differenzen gibt, werden diese nicht mehr wie noch Anfang des Jahres über die Medien in aller Öffentlichkeit ausgetragen. Statt dessen wird versucht, Konflikte intern zu lösen oder zu entschärfen. Denn allen Beteiligten ist klar: Eine abermalige Spaltung wäre das Ende der AfD als Partei mit bundespolitischem Anspruch. Und daran hat weder Parteichefin Frauke Petry ein Interesse – noch Thüringens Landeschef Björn Höcke.