© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/15 / 04. Dezember 2015

Dagmar Reims Bilanz fällt schwach aus
RBB: Die scheidende Intendantin hinterläßt einen Spartensender, dessen Kassen aber neuerdings gut gefüllt sind
Ronald Gläser

Die Lobpreisungen für Dagmar Reim fielen mannigfaltig aus. Der Rundfunkrat bedauerte den vorzeitigen Rückzug der 64jährigen zur Jahresmitte 2016, schließlich sei der Aufbau des RBB „untrennbar mit ihrem Namen verbunden“. Die Leitmedien lobten ihre Rolle als erste Frau, die es zur Intendantin gebracht hat.

Reim war die erste Senderchefin nach der Fusion des (West-)Berliner SFB mit dem Brandenburger ORB. Ihr Abschied 2016 habe private Gründe, sagt sie. Vielleicht steckt auch mehr dahinter. 

Kritische Rundfunknutzer hatten zuletzt zahlreiche Pannen registriert: 2011 feuerte der Radiosender Fritz den linken Reporter Ken Jebsen, was einen Teil der Hörer verärgerte. Jebsen verbreitet sein Programm jetzt über das Netz. 

Es gab auch Manipulationsvorwürfe, vor allem gegen die wichtigste RBB-Sendung, die Abendschau. Mal wurde unfair über den „Marsch für das Leben“ berichtet, mal Berichte über Ausländerkriminalität nachträglich entfernt. Ein gutes Umfrageergebnis für die AfD wurde kurzerhand aus einer Tortengrafik gelöscht. Die RBB-Berichterstattung zum BER-Desaster war so regierungsfreundlich wie die Einschaltquoten niedrig. 

2013 war der RBB fast insolvent. Es drohten rote Zahlen im Jahr 2014.  Doch dann kam die Rundfunkreform, und plötzlich sprudelten die Zwangseinnahmen wieder. Heute verfügt der RBB über ein Plus von 85 Millionen Euro. Trotzdem hat Reim gerade schon mal präventiv 99 Millionen Euro extra beansprucht. Ganz schön viel für einen Sender, der die niedrigste Einschaltquote aller Dritten in Deutschland hat.