© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/15 / 04. Dezember 2015

Akademische Patentrezepte zur Krisenbewältigung: Dialogangebot und Asyl
Bedingungslose Aufnahmebereitschaft
(dg)

In der Verteidigung der Theorie gegen die Wirklichkeit hat der Bremer Privatdozent Ingo Take einige Übung. So wartet der Politologe in seinem neuesten Beitrag zum „Dilemma der internationalen Staatengemeinschaft“ einmal mehr mit Handlungsanweisungen auf, die allenfalls in der politischen Parallelwelt Berlins als praxistauglich gelten (Zeitschrift für Politikwissenschaft, 2/2015). Denn auch dort schwört man wie Take auf „das Völkerrecht und die Gültigkeit universeller Normen“, denen die „westliche Wertegemeinschaft“ so verpflichtet sei, daß sich „Gewalt gegen neue Formen organisierter Gewaltausübung“ in Afrika und Vorderasien verbiete. Denn bewaffnete Interventionen in Krisengebieten brächten „die internationale Staatengemeinschaft“ nur selbst in Konflikt mit „internationalen Rechtsgrundsätzen“ und führten zur „Destabilisierung des internationalen Systems“. Folglich sollte sie sich auf „Dialog-angebote, humanitäre und vertrauensbildende Maßnahmen, Vermittlung, Aushandlung und Überwachung von Waffenstillstandsvereinbarungen“ beschränken, was momentan in der Diskussion um einen Einsatz gegen den IS wohl illusorisch klingt. Gleichzeitig müsse man den Streitparteien aber die „Bereitschaft zur bedingungslosen Aufnahme von Menschen“ signalisieren, die vor „innerstaatlichen Kriegen, Terrorismus und Staatszerfall“ fliehen. 


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