© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/15 / 11. Dezember 2015

Knapp daneben
Philanthropische Geste
Karl Heinzen

Mit seinen gerade einmal 31 Jahren darf Mark Zuckerberg bereits heute einen würdigen Platz in den Geschichtsbüchern von morgen beanspruchen. Das von ihm begründete soziale Netzwerk Facebook hat eine philanthropische Weltrevolution ausgelöst. Menschen, die ansonsten als Atome einer anonymen Gesellschaft vereinsamen müßten, können in ihm grenzüberschreitend Freundschaften schließen und bewahren. Anstatt aneinander vorbei zu leben, nehmen sie Anteil an Freud und Leid der anderen. Mit Argwohn blicken die Mächtigen in autoritären Staaten, und so auch in Deutschland, auf diese Möglichkeit, Meinungen auszutauschen und Gleichgesinnte zu verknüpfen. Sie wissen um die Gefahr, die darin liegt, wenn sie Menschen, die sich ihrer Manipulation entziehen, nicht mehr isolieren können. 

Die Neider wollen den Erfolgreichen aber nicht auch noch die Ehre gönnen, gute Menschen zu sein.

Zuckerberg begnügt sich aber nicht damit, den Menschen mit einer zündenden Idee geholfen zu haben. Er will ihnen auch das Vermögen, das er durch Facebook verdiente, schenken. Bis zu ihrem Tod wollen seine Frau und er 99 Prozent ihres auf derzeit 45 Milliarden Dollar geschätzten Vermögens in eine Stiftung einbringen, die sich einem bunten Strauß von guten Zwecken widmen soll.

Diese noble Geste hat Zuckerberg jedoch weniger Respekt als Hohn und Haß eingetragen. Man unterstellt ihm, vor allem Steuern sparen zu wollen. Andere zeigen mit dem Finger auf Projekte, in denen von ihm bereits gespendete Unsummen in dunklen Kanälen versickert sind. Aus dieser Kritik spricht unverhohlener Neid. Die Menschen akzeptieren zähneknirschend, daß es Superreiche gibt, weil nur dies die Illusion aufrechterhält, in der Lebenslotterie könne es jeder zu etwas bringen. Sie wollen den Erfolgreichen aber nicht auch noch die Ehre gönnen, gute Menschen zu sein. In den USA könnte dieser Schuß nach hinten losgehen. Ohne die Spenden der Reichen, die jährlich 1,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachen, wären die Amerikaner arm dran. Die oberen Zehntausend Deutschlands sind hingegen Geizhälse. Ihr Spendenrinnsal entspricht gerade einmal 0,2 Prozent des BIP.