© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/15 / 18. Dezember 2015

Aufgeschnappt
Damen der Straße
Matthias Bäkermann

Das Motto in Hamburg war politisch vorgegeben: „Die Mitte Altona soll weiblich werden!“ Deshalb beschloß die dortige Bezirksversammlung 2014, Straßen in einem neuen Stadtquartier „gezielt nach Frauen zu benennen“. Da jedoch in früheren Zeiten Frauen noch seltener als Männer aus dem Heer der Namenlosen herausragten, mußten das Landesamt für politische Bildung, das Altonaer Museum und das Stadtteilarchiv nach den „großartigen Frauen, die sich um unsere Stadt verdient gemacht haben“, erst auf intensive Pirsch gehen. Am 21. Dezember kann die überparteiliche Arbeitsgruppe des Kulturausschusses nun für die zehn (von zwölf) neuen Straßen und zwei (von drei) Plätzen eine Vorschlagsliste zur Abstimmung vorlegen, wie am Montag das Hamburger Abendblatt berichtete.

Neben der berühmten Schauspielerin Helga Feddersen stehen den Bürgern meist aber nur Unbekannte zur Auswahl: lange vergessene Sozialarbeiterinnen wie Recha Ellern oder Emma Poel, die jüdische Kauffrau Glückel von Hameln oder eine Gastwirtin namens Marianne Ruaux. Auch Domenica Niehoff soll gewürdigt werden, da die prominente Prostituierte aus den achtziger Jahren sich „für die Anerkennung ihres Berufsstandes stark gemacht hat“, wie das Komitee in der Begründung hervorhebt.