© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/15 / 18. Dezember 2015

Gegen Merkel, nicht gegen Deutschland
Lega Nord: Matteo Salvini will Italiens Rechte führen und setzt auf Angriff
Roberto Keller

Matteo Salvini nimmt kein Blatt vor den Mund. „Im Jahr 2015 hat Italien den schlimmsten Rekord seiner Geschichte erlebt“, erklärt der Chef der Lega Nord und fährt fort: „Einmal ist ein Rekord der ungeborenen Kinder zu verzeichnen. Zum anderen kamen 2015  so viele Zuwanderer ins Land wie nie zuvor. Für jedes ungeborene, abgetriebene Kind nehmen wir einen Ausländer auf. Was wir hier erleben, ist ein großer Volksaustausch. Dagegen kämpfen wir.“  

 Vor diesem Hintergrund läßt der 42jährige keinen Zweifel aufkommen. „Es ist Zeit für Umbrüche in Italien“, erklärt er im Gepräch mit der JUNGEN FREIHEIT. Die meisten Italiener könnten Matteo Renzi und seine Regierung nicht mehr sehen. Daher suchten sie im „rechten Spektrum eine Alternative“.

Um seinen Führungsanspruch in diesem Spektrum zu untermauern, lud er im November nach Bologna. Neben 20.000 Lega-Anhängern kamen auch Ex-Präsident Silvio Berlusconi und Giorgia Meloni, Vorsitzende der rechtsnationalen Partei Fratelli d’Italia – Alleanza Nazionale.

Geht es nach Salvini stellt Berlusconi trotz kräftigen Händeschüttelns und markiger Worte keine glaubwürdige Alternative mehr dar und muß sich jetzt an die dominierende Rolle der Lega gewöhnen – der wahren Partei gegen den Euro, gegen Masseneinwanderung und gegen Deutschlands Kanzlerin. „Ich bin gegen Merkel, nicht gegen Deutschland“, unterstreicht Salvini und gibt gegenüber unsertirol24.com zu bedenken: „Frau Merkel hat wenige Einfälle, leider zudem noch recht verwirrte. Nehme ich die Leute auf oder doch nicht? Heiße ich sie willkommen oder lehne ich sie ab? Das Problem lastet nun aber auf uns allen.“ Für die Lega sei die Aufnahme von  echten Kriegsflüchtlingen unantastbar, jedoch seien diese eine Minderheit.