© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/15 / 18. Dezember 2015

Ein Ende des Terrors liegt in weiter Ferne
Mali: Trotz kämpferischer Worte des Präsidenten kommt das Land nicht zur Ruhe / Islamisten-Milizen konkurrieren um Einfluß und Macht
Michael link

Malis Präsident Ibrahim Boubacar  Keïta kannte keine Gnade. „Wir werden keine Ecke der Welt unberücksichtigt lassen, um die Flüchtigen zu finden“, erklärte er nach dem blutigen Attentat im Luxushotel Radisson Blu in der malischen Hauptstadt Bamako, bei dem am 20. November 19 Geiseln und zwei der Angreifer getötet wurden. 

Doch die Suche nach den Tätern gestaltet sich schwierig. Zwar ließ Abu Musab Abdul Wadud, Chef der al-Qaida im islamischen Maghreb (AQIM), verlauten, zusammen mit al-Mourabitoun, einer  Miliz des berüchtigten und bereits mehrfach für tot erklärten Terrorchefs Mokhtar Belmokhtar, den Überfall verübt zu haben. Doch auch die radikalislamische Macina Liberation Front (MLF), unter Führung des Predigers Amadou Koufa, reklamierte die Tat für sich. 

 Keïtas Worte fruchteten wenig. Bereits eine Woche später starben bei einem Raketenangriff auf ein Lager der UN-Blauhelmtruppe (Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali (Minusma-Mission)) im Norden Malis zwei Blauhelm-Soldaten aus Guinea und Burkina Faso sowie ein ziviler Mitarbeiter aus Burkina Faso. Außerdem wurden 20 Menschen verletzt, vier von ihnen schwer. Wenig später bekannte sich die islamistische Terrorgruppe Ansar Dine, eine Abspaltung der AQIM, zu dem Überfall und steigerte die Verwirrung um die Drahtzieher.

Friedensvereinbarung setzt Gotteskrieger unter Druck  

Es scheint, als sei nach der im Juni unterzeichneten Friedensvereinbarung für den Norden Malis zwischen dem Tuareg-Bündnis CMA (Koordination der Bewegungen des Azawad) und Regierungstruppen ein Konkurrenzkampf ausgebrochen. Bereits einen Tag nach dem Radisson-Attentat goß der Präsident Öl ins Feuer. Gegenüber al-Jazeera  wies er die Täterschaft von al-Mourabitoun zurück und machte, unter Hinweis auf malische Geheimdienstkreise, die MLF für die Tat verantwortlich. Vor einer Woche veröffentlichte al-Mourabitoun nun ein Foto von zwei entschlossen dreinblickenden jungen Männern in Militäruniform, die mit Kalaschnikow (AK-47) im Anschlag vor einem Pick-up und schwarzer Flagge mit arabischer Schrift posieren, mit der Erklärung: „Zwei Ritter von den Rittern des Martyriums ... führten eine Operation im Radisson-Hotel aus, töteten  Dutzende Ausländer verschiedener Nationalitäten.“ 

 Al-Mourabitoun bekannte sich zudem zu dem tödlichen Anschlag auf ein Restaurant in Bamako im März mit fünf Toten, zum Selbstmordanschlag auf eine Gruppe UN-Mitarbeiter in Nordmali  im April, bei dem drei, sowie dem Überfall auf ein Hotel im zentralmalischen Sévaré im August, bei dem 17 Menschen starben.