© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/15 / 18. Dezember 2015

Blick in die Medien
Polenwitze im Tatort?
Tobias Dahlbrügge


Er kann es einfach nicht lassen: Harald Schmidt ist wieder da – und auf einem TV-Sendeplatz, an dem wir ihn nicht erwartet hätten. Der 58jährige wird Kriminaloberrat im Tatort! Noch vor einem Jahr hatte Schmidt erklärt, er wolle sich „komplett aus dem Fernsehgeschäft zurückziehen“.

Das Ermittlerteam aus Konstanz wurde vom SWR aus nicht „redaktionell-inhaltlichen Gründen“ suspendiert. Das neue Darsteller-Duo ermittelt nun in Freiburg. Harald Schmidt spielt den dorthin versetzten Kriminaloberrat Schöllhammer, der damit Vorgesetzter der neuen Hauptkommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg (Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner) ist. Von Freiburg aus ermitteln die Neuen nun überwiegend in der ländlichen Region und bilden damit ein Gegengewicht zu den urbanen Milieus der Tatort-Serien Stuttgart und Ludwigshafen.

Eine perfekte Basis für Harald Schmidts Gemeinheiten, für die ihn das TV-Publikum liebte. 

Damit ist Schmidt wieder bei seiner Haßliebe, dem öffentlich-rechtlichen Anstaltsfernsehen. Zuletzt war er bei „Sky“ zu sehen, wo seine Sendung nach zweijährigem Siechtum eingestellt werden mußte.

Für seine neue Rolle ist Schmidt eine Idealbesetzung. Ein Kriminaloberrat in einer deutschen Krimiserie setzt die Ermittler unter Erfolgsdruck, mißtraut ihren Alleingängen und verfolgt eine eigene Hypothese, die sich natürlich als falsch herausstellt. Eine perfekte Basis für Schmidts Gemeinheiten, für die ihn das TV-Publikum liebt. Seine Zoten über Feministinnen, Polenwitze und Verstöße gegen die Politische Korrektheit in der Harald-Schmidt-Show wurden anderntags in der Bild genüßlich zitiert. 

Ob er als Chef auch ein paar frische Sprüche raushauen darf? Der Tatort ist ja zum Sozialdrama mit Volksaufklärungscharakter verkommen. Schmidt wäre der Richtige, um diese linke Tristesse zu konterkarieren. Seine erste Aussage zur neuen Rolle lautete vielversprechend: „Die Gesellschaft ist reif für ein radikal neues Lebenskonzept, einen Chef, der ein heterosexueller, katholischer Familienvater ist.“