© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/15 / 18. Dezember 2015

Haltungsnote
Auf den Menschen kommt es an
Christian Rudolf

Wir wissen nicht, ob der junge Soldat aus dem südenglischen Portsmouth sich in Goethes „West-östlichen Divan“ vertieft hat, gleichsam zur Einsatzvorbereitung: „Nord- und südliches Gelände / Ruht im Frieden seiner Hände.“ Tatsache ist nur, daß Chris Herbert 19 war, als sein Wagen im irakischen Basra auf eine Sprengfalle fuhr. Sein rechtes Bein riß weg. Was ihm blieb, war Lebenswille und ein elementarer Gerechtigkeitssinn. Auf Facebook erzählt er, daß in den Wochen nach dem Morden von Moslems in Paris eine „islamophobe Gruppe“ versucht habe, ihn als „Poster-Jungen“ zu gewinnen. Da habe es ihm gereicht, und er stellte klar: „Ja, ein Moslem sprengte mich in die Luft.“ Aber auf seinem Weg der Rettung begleiteten ihn mehrere Menschen islamischen Glaubens: ein Sanitäter, ein Chirurg, eine Krankenschwester, sein Assistent in der Reha. Nach der Rückkehr in die Heimat sei Herbert allerdings „bei vielen Gelegenheiten beleidigt und diskriminiert“ worden – von „weißen Briten“. Einer hätte seiner Freundin gar ins Gesicht gespuckt, weil sie mit einem „Krüppel“ gehe. Indessen: „Ich hasse auch weiße Briten nicht!“ „Alle Moslems verantwortlich zu machen für die Taten des IS oder der Taliban“ sei, „wie alle Christen in Mithaftung für den Ku-Klux-Klan“ zu nehmen.