© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 53/15-01/16 vom 25. Dezember und 1. Januar 2016

Englisch als akademische Unterrichtssprache: Pseudo-„Kommunikations“-Medium
Kolonisierung des Bewußtseins
(ob)

Beim Gebrauch des Englischen in allen Studiengängen haben Deutschlands Technische Universitäten eine Vorreiterrolle übernommen. Diese Neuerung trug dem Rektor der TU München, der die Einführung von Englisch als alleiniger Unterrichtssprache zunächst in allen Masterstudiengängen ankündigte, kürzlich den vom Verein Deutsche Sprache alljährlich vergebenen Preis „Sprachpanscher 2015“ ein. Eine wohlverdiente Ehrung, wie die Musikwissenschaftler Dorothea Hofmann (München) und Rubens Russomanno Ricciardi (Sao Paulo) finden. „Ohne irgendeine Form des Nationalismus zu propagieren“, müsse doch festgehalten werden, daß es für eine Gesellschaft keinesfalls weniger gefährlich als „Nationalismus“ sei, die akademische Sprache auf ein „Pidgin-Englisch“ zu reduzieren (Forschung&Lehre, 12/2015). Denn tatsächlich werde im Hörsaal bei der überwiegenden Zahl der Studenten lediglich ein „Hotel-Flughafen-Englisch“ gesprochen, ein „simplifiziertes Pseudo-‘Kommunikations’-Medium“. Damit fördere man nur „entfremdetes Denken“. Wer die deutschen Universitäten zum Englischen als offizieller Sprache zwinge, wiederhole nur die Praxis des Kolonialismus mit Hilfe des Pidgin. Nachdrücklich müsse man daher daran erinnern, daß es außer einer wirtschaftlichen auch eine Kolonisierung des Bewußtseins gebe. 


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