© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 53/15-01/16 vom 25. Dezember und 1. Januar 2016

Die Familie ist kein Auslaufmodell: Ungebrochene Wertschätzung
Ganzheitliche Lebenswelt
(dg)

Nur noch ein Drittel aller deutschen Haushalte sind Familienhaushalte. Eine statistische Größe, die die in Politik und Medien mitunter triumphierend verkündete Botschaft zu untermauern scheint, die Familie sei ein „Auslaufmodell“. Für die emeritierte Oldenburger Familiensoziologin Rosemarie Nave-Herz, die ihre Forschungen Jahrzehnte hindurch auf den „familialen Wandel“ konzentrierte, hat dieser Befund wenig mit der gesellschaftlichen Realität zu tun (Forschung&Lehre, 12/2015). Denn die traditionelle Familie sei trotz aller Modifikationen dominant geblieben. Ihr werde eine ungebrochene Wertschätzung in der Bevölkerung zuteil, wie demoskopische Umfragen und empirische Untersuchungen bewiesen. Insbesondere für Kinder gelte die Kernfamilie als „Ideal“. Eine Beliebtheit, die in dem Maß zunehme, wie die Familie als Kompensation zur Arbeitswelt an noch größerer Bedeutung gewinne. Die anonymen Großorganisationsformen der modernen Lebenswelt steigerten das Bedürfnis nach „Kleingemeinschaften“, in denen sich der einzelne nicht als funktionierender Rollenträger bewegte, sondern die ihm als „ganzheitliche Lebenswelt“ Überschaubarkeit und personales Angenommensein versprächen. Was nicht ausschließe, daß, politisch bedingt, das Erwerbsarbeitssystem das familiale System mit Leistungsüberforderungen zum „Umkippen“ bringe. 


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