© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/16 / 08. Januar 2016

Kopenhagen führt wieder Grenzkontrollen ein
Dänisches Domino
Christian Vollradt

Dicke Luft am Öresund. Die Dänen sind sauer auf die Schweden, seit diese ihre Grenze für Asylbewerber (ohne Papiere) dichtgemacht haben (JF 48/15). „Eure Schuld“, sagen die Schweden, „hättet ihr nicht so viele durch euer Land gelassen und selbst mehr Flüchtlinge aufgenommen, hätten wir nicht zu dieser harten Maßnahme greifen müssen.“ „Quatsch“, entgegnen die so Gescholtenen: „Ihr seid schuld, weil im Ikea-Paradies die finanziellen Anreize für mittellose Migranten viel zu groß sind, deswegen wollen alle zu euch!“ Und nun? 

Was den Schweden recht ist, ist den Dänen billig. Sie haben als Konsequenz der Kontrollen an der Öresundbrücke ihrerseits die Paßkontrolle an der Grenze zu Deutschland eingeführt. Das dänische Domino ist nachvollziehbar: Warum sollte es im Interesse ihres Landes sein, den Rückstau aus Skandinavien aufzufangen? Wem der Weg gen Norden versperrt wird, der bleibt jetzt in – dreimal darf man raten. Berlin hat die Entscheidung Kopenhagens klaglos hingenommen und strebt „weiterhin eine gesamteuropäische Lösung an“. Das ist eben der Unterschied ... 

Leidtragende des Ganzen sind jetzt ausgerechnet jene grenzüberschreitend pendelnden Einwohner der zusammengewachsenen Regionen, für die – wir erinnern uns – das durchaus sinnvolle Projekt namens europäische Freizügigkeit ursprünglich einmal (mit-)ersonnen worden war. Der Mißbrauch der Freiheit führt eben zur Einschränkung der Freiheit.