© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/16 / 08. Januar 2016

Umwelt
Wetter ist kein Grund
Heiko Urbanzyk

Klimawandel und daraus resultierende Flüchtlingswanderungen – das sind gleich zwei Keulen in einer, die NGOs den Industriestaaten seit einigen Jahren um die Ohren schlagen. Bis zu 200 Millionen Menschen sollen laut einer Greenpeace-Studie bis zum Jahr 2050 ihre Heimat aufgrund des Klimawandels verlassen. Schon heute sollen es 20 Millionen sein. Wir Reichen, so das Credo, machten das Klima kaputt, und die ohnehin Ärmsten der Armen badeten es in Afrika, Asien, Ozeanien und Südamerika aus. Und weil wir uns vor Flüchtlingen abschotten wollen, haben wir im Artikel 16a GG den Klimawandel als Fluchtgrund nicht anerkannt.

Menschen wurden als Klimaflüchtlinge hingestellt, diese selber aber gar nicht befragt.

Die Salzburger Politikwissenschaftlerin Gabriele Spilker fand in solchen Horrorszenarien nur begrenzt eine empirische Bestätigung. Ihre Studie ergab: Menschen verlassen nur äußerst selten aufgrund langfristiger klimabedingter Umweltveränderungen ihre Heimat. „Im Gegenteil: Wenn es die Möglichkeit gibt, sich anzupassen, etwa an die Versalzung oder langsame Austrocknung der Böden, versuchen es die Menschen, so lang es geht“, wie die Universität Salzburg kürzlich mitteilte. Erstmals überhaupt wurden 3.700 Betroffene in Peru, Vietnam, Kambodscha und Uganda zu ihren Erfahrungen und Beweggründen systematisch befragt.

Spilker kritisiert, daß in der Vergangenheit zum Beispiel Flüchtlinge aus dem Sudan zu Klimaflüchtlingen erklärt worden seien. „Die Leute selber wurden nicht gefragt.“ Bei den prozentual eher wenigen Menschen, die wegen langfristiger klimabedingter Umweltveränderungen ihrer Heimat den Rücken kehren, sei das Konfliktpotential im Ankunftsort hoch. Diese Klimaflüchtlinge seien nach langer Leidenszeit verbittert und aggressionsbereit. Maßnahmen wie ein modernes Wassermanagement, trockenresistentes Saatgut und Küstenschutz müßten daher in den Heimatländern ansetzen.