© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/16 / 15. Januar 2016

„Mit ‘Love and Peace’ bewirkst du nichts“
Sexuelle Übergriffe: Die skandalösen Vorfälle während der Silvesternacht sorgen an den Orten des Geschehens in Köln und Hamburg immer noch für reichlich Gesprächsstoff
Hinrich Rohbohm

Es ist als Geste der Versöhnung gedacht. Majd, ein 22 Jahre alter Syrer aus Damaskus, ist mit zwei Landsleuten zu den Kölner Domtreppen gekommen. Alle drei haben einen kleinen Blumenstrauß dabei, rote und orangefarbene Rosen. „Wir wollen uns nur für unsere Landsleute entschuldigen“, sagt Majd. „Was hier geschehen ist, darf nicht wieder passieren.“

Geschehen war am Silvesterabend eine Menge in der Dommetropole. Hunderte sexuelle Übergriffe soll es rund um den Hauptbahnhof gegeben haben. Die Opfer sprechen von arabischen und nordafrikanischen Männern, von denen sie eingekreist, festgehalten, bestohlen und begrapscht worden seien. Die Täter sollen den Frauen unter den Rock gegriffen, einigen gar gewaltsam der Slip ausgezogen worden sein. 

„Ich schäme mich                   für diese Leute“

„Das war ein Spießrutenlaufen“, erinnert sich Meike B., eine 28 Jahre alte Industriekauffrau, die den Silvesterabend rund um Hauptbahnhof und Dom miterlebt hatte. „Die Bahnhofshalle war vollkommen überfüllt. Überall waren Ausländer aus dem arabischen Raum, die uns Frauen lüstern anstarrten. Gott sei Dank hatten wir unsere Männer dabei, sonst hätten sie uns wohl auch betatscht.“ Doch auch Frauen, die in männlicher Begleitung unterwegs waren, blieben von den Tätern nicht verschont, wurden ebenfalls sexuell belästigt. Am meisten aber hatte sich Meike B. an jenem Abend über die Polizei aufgeregt. „Entweder war von den Cops nichts zu sehen, oder sie blieben untätig. Ich dachte, ich bin im falschen Film.“ 

Auch von Vergewaltigungen ist die Rede. Inzwischen liegen der Polizei mehr als 550 Strafanzeigen vor. „Ich komme praktisch jeden Tag auf meinem Arbeitsweg durch den Hauptbahnhof, und ich kann sagen, daß das alles nicht neu ist, wenn auch nicht in diesem hohen Ausmaß wie Silvester“, erzählt B. So seien auch schon vor den Ereignissen zum Jahreswechsel am Bahnhofseingang stets Nordafrikaner anzutreffen gewesen, die „versuchen, einen zu beklauen oder zu begrapschen“. 

Majd sind solche Aussagen peinlich. „Wir sind nicht alle so, ich schäme mich für diese Leute“, erzählt er der JUNGEN FREIHEIT. Der gelernte Elektrotechniker ist erst seit kurzem in Deutschland. Wie seine beiden Freunde wollte er weg aus dem kriegsgeplagten Syrien, weg vom mit Giftgas mordenden Assad-Regime, weg vom Menschen köpfenden und abschlachtenden Terror des Islamischen Staates. 

In der Türkei wollten sie nicht bleiben, auch wenn sie dort in Sicherheit gewesen seien.  „Ich bin nach Deutschland gekommen, weil ich hier bessere Chancen für mein Leben sehe“, gibt Majd zu. Die Bundesrepublik sei ein großartiges Land, das einem viele Möglichkeiten eröffne. „Wenn ich dann sehe, wie sich einige meiner Landsleute verhalten, bekomme ich große Wut. Wenn solche Leute ausgewiesen werden sollten, kann ich das absolut nachvollziehen.“

Noch werden die rechtlichen Möglichkeiten dazu debattiert. Die Bundesregierung denkt als Konsequenz aus der Kölner Silvesternacht über schnellere Ausweisungen von Migranten nach, die in Deutschland straffällig geworden sind. Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers (SPD) ist inzwischen in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden, nachdem auch die Deutsche Polizeigewerkschaft ihm vorgeworfen hatte, ein „Kommunikationsdesaster“ angerichtet zu haben. So hatte der Kölner Polizeichef zunächst öffentlich verlautbaren lassen, die Neujahrsnacht in der Stadt sei weitestgehend ruhig verlaufen. Eine gezielte Falschinformation. Auch daß sich unter den Tätern eine nicht unerhebliche Anzahl von Asylbewerbern befand, hatte die Kölner Polizei zunächst dementiert. 

Ebenso hatten einige Medien (vor allem der WDR) eine unrühmliche Rolle gespielt. Erst Tage später thematisierten sie die massenhaften Sexattacken am Hauptbahnhof. Ein Vorgehen, das bei nicht wenigen Bürgern zu Wut und Mißtrauen gegenüber Politik und Medien geführt hatte. Schlagworte wie „Meinungsmanipulation“ und „Schweigekartell“ machen die Runde. 

Eine Wut, die sich auch auf einigen Plakaten widerspiegelt, die besorgte Bürger neben Blumen auf die Domtreppen gelegt haben. „Das nächste Mal sicher eine Armlänge voraus“, steht auf einem geschrieben. Eine Spitze gegen die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), die Frauen den umstrittenen Ratschlag mit auf den Weg gab, doch künftig gegenüber Unbekannten „eine Armlänge“ Abstand zu halten. 

„Das klingt doch wie eine Verhöhnung der Opfer“, empört sich eine Frau um die Vierzig aus dem rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr, die ebenfalls die Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof miterlebt hatte. „Statt diese Kriminellen hinter Schloß und Riegel zu bringen, läßt die Polizei sie wieder laufen, so etwas kann doch wohl nicht wahr sein.“ Ihr Vorwurf richte sich weniger gegen die Polizei als gegen die Politiker, die „dies zu verantworten“ hätten. 

Für die in zwei Monaten anstehende Landtagswahl in ihrem Bundesland habe die bisher „treue CDU-Wählerin“ gemeinsam mit ihrem Mann einen Entschluß gefaßt. „Wir werden nicht mehr wählen gehen.“ Zwar sei ihnen die CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner „sehr sympathisch“. Dennoch wollen sie die „Wir schaffen das“-Einwanderungspolitik der Kanzlerin mit ihrer Stimme „nicht noch unterstützen.“

Daß Angela Merkel nach den Vorfällen höchstpersönlich mit der Kölner Oberbürgermeisterin telefonierte, verdeutlicht, wie brisant die Ereignisse speziell für die CDU-Chefin sind. Schließlich war sie es gewesen, die sich nach ihrer sogenannten Euro-Rettungspolitik ein weiteres Mal über den Rechtsstaat hinwegsetzte und eine Politik der offenen Tür propagierte, die unkontrollierte Einreisen nach Deutschland forciert hatte. Sollten sich nun die Hinweise verdichten, daß für die zahlreichen Sexattacken in nicht unerheblichem Maße Zuwanderer verantwortlich sind, könnte die Kanzlerin schnell am Pranger stehen. 

Unterdessen ist die Situation am Kölner Hauptbahnhof auch Tage nach den Silvestervorfällen weiter angespannt. Die Polizei zeigt jetzt Präsenz. Mehrere Einsatzwagen stehen auf dem Breslauer Platz, dem Domplatz und dem Roncalliplatz. Unzählige Beamte mit Schutzhelmen und Schutzwesten patrouillieren durch die Bahnhofshalle, kontrollieren immer wieder Migranten.

Doch auch die verstärkte Polizeipräsenz führt nicht dazu, daß sich die nordafrikanischen Trickdieb-Banden und Drogendealer aus ihrem „Revier“ vertreiben lassen. Die Beamten nehmen von ihnen die Personalien auf, lassen sich die Aufenthaltspapiere der jungen Männer zeigen. Es sind Algerier, Marokkaner, Tunesier. Sie erhalten zum Teil Platzverweise. Doch nur kurze Zeit später tauchen sie auf der gegenüberliegenden Eingangsseite wieder auf. Aus Lautsprechern ertönt inzwischen immer wieder der Hinweis, daß sich Diebe im Bahnhofsgebäude befinden und man auf seine Wertgegenstände achtgeben solle. 

Auch Rechts- und Linksextremisten sind vereinzelt anzutreffen, versuchen die Sexmob-Vorfälle für ihre politischen Zwecke zu instrumentalisieren. „Oh, mir kommen die Tränen“, sagt etwa eine Linksextremistin hämisch beim Anblick der Blumen auf den Domtreppen. „Die sollen sich nicht so anstellen, die Reaktionen auf die Taten sind doch total übertrieben“, meint eine weitere Frau aus der linken Szene. Unterdessen bepöbeln Rechtsextremisten Ausländer, provozieren Polizisten, kundschaften die Lage aus, um sich anschließend per Mobiltelefon über die gegenwärtige Situation am Bahnhof auszutauschen. In der Kölner Innenstadt sollen einige von ihnen Jagd auf Ausländer gemacht haben. 1.700 Demonstranten aus dem Umfeld der gewaltbereiten Hogesa-Szene hatten sich vergangenen Samstag auf dem Breslauer Platz versammelt. Polizisten und Journalisten wurden von ihnen mit Böllern und Flaschen beworfen.

Doch nicht nur in Köln ist die Situation angespannt. Aus immer mehr Städten werden Berichte von sexuellen Übergriffen auf Frauen durch Männer mit arabisch-nordafrikanischem Migrationshintergrund bekannt (siehe Infokasten). 

Frauen waren für die Täter einfach wie Freiwild

So auch aus Hamburg. „Das war der Wahnsinn“, erzählt eine junge Frau, die in einer Seitenstraße der Reeperbahn Werbeflyer für ein Amüsierlokal verteilt. „Zu Hunderten“ seien „Leute aus dem Nahen Osten und Nordafrika“ auf Frauen losgegangen. „Die waren für sie einfach nur Freiwild.“ Sie berichtet von überwiegend jungen Männern, die den Frauen Geld und Handys stahlen, ihnen in den Schritt faßten, ihre „Brüste begrabbelten“ und am Weitergehen hinderten. „Die Schweinerei war, daß Vorbeigehende verschämt wegsahen, anstatt zumindest mal die Bullen zu alarmieren.“

„Die kommen aus Ländern, in denen man mit Menschen nicht so easy umgeht wie bei uns. Mit Love and Peace bewirkst du bei denen nichts, da giltst du dann als Weichei“, erklärt der Türsteher einer Rotlicht-Bar der JUNGEN FREIHEIT. Sein Rezept: Gar nicht erst reinlassen in die Bude. Und wenn die doch drin sind und Faxen machen nicht lang diskutieren. Dann fliegen sie entweder raus, oder es gibt was zwischen die Augen.“





Übergriffe in anderen Städten

Im Zuge der Berichte über die Silvesternacht in Köln wurden ähnliche sexuell motivierte Übergriffe durch Einwanderer mit zumeist arabischem Hintergrund während des Jahreswechsels auch aus anderen Städten gemeldet:

Düsseldorf

In der Hauptstadt Nordrhein-Westfalens ermittelt die Polizei inzwischen in über 40 Fällen von sexuellen Übergriffen. Zunächst war von elf Anzeigen die Rede. Nach der Berichterstattung zu Köln meldeten sich jedoch weitere Frauen bei den Sicherheitsbehörden. Die Angriffe fanden im gesamten Stadtgebiet statt. Laut den Zeugen ging die Gewalt von nichtdeutschen Tätern aus.  

Berlin

Zwei Asylbewerber aus Pakistan und dem Irak wurden festgenommen, die auf der Fanmeile eine Frau belästigt haben sollen. Zudem gab es drei weitere Fälle, in denen Frauen angaben, von Männergruppen belästigt worden zu sein.

Frankfurt am Main

Zu 15 Fällen von sexueller Belästigung soll es in der Silvesternacht gekommen sein. Die Opfer beschrieben die Täter als Araber beziehungsweise Nordafrikaner. Derzeit prüft die Polizei, ob die Angreifer aus dem Trickdieb-Milieu stammen. Die Polizei hatte in der Nacht zehn nord-afrikanische Asylbewerber festgenommen, die für Überfälle verantwortlich sein sollen. 

Bielefeld

Rund 500 Araber hatten zu Silvester versucht, eine Diskothek zu stürmen. Frauen seien zudem im Intimbereich angefaßt worden. Mehrere Opfer beschwerten sich in der Regionalpresse, die Polizei habe nicht auf Hilferufe reagiert. „Plötzlich war ich gefangen. Überall waren Männer, die mich geküßt haben, auf die Stirn, auf die Wangen, auf den Mund“, schildert eine Frau den Abend. Keiner der Täter habe Deutsch gesprochen.

Ansbach

Laut Polizeibericht wurden drei Frauen „durch vier dunkelhäutige Männer, vermutlich Schwarzafrikaner, eingekreist und sexuell attackiert“. Die 16 bis 19 Jahre alten Frauen seien „von den Männern mit Gewalt festgehalten, geküßt und am ganzen Körper unsittlich berührt“ worden. 

Dortmund

In der Nähe des Hauptbahnhofs hatten sich in der Silvesternacht rund 300 Personen versammelt. Aus dieser Gruppe heraus soll es in mindestens zwei Fällen zu sexuellen Übergriffen auf Frauen gekommen sein. Die Täter sollen einen „dunklen Teint“ haben sowie nur gebrochen Deutsch und Englisch gesprochen haben.

Weil am Rhein

Vier Syrer im Alter zwischen 14 und 21 Jahren, darunter ein anerkannter Asylbewerber, stehen in dringendem Tatverdacht, in der Silvesternacht zwei minderjährige Mädchen über Stunden hinweg vergewaltigt zu haben. 

Kassel

Eine 29jährige Frau teilte der Regionalpresse mit, sie sei in einer Bar von offenbar aus Syrien stammenden Männern umringt und belästigt worden. Die Täter hätten „I am from Syria“ gesagt und ihr an den Po gegriffen. „Wir hatten mehrere Rückmeldungen – auch noch in der Nacht selbst – von betroffenen Frauen“, sagte der Barbesitzer.