© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/16 / 15. Januar 2016

Authentische Kunstfigur
Dolly Parton wird siebzig: Die Country-Ikone verkaufte weltweit mehr als 100 Millionen Alben
Thorsten Thaler

Sie kann sich selbst auf die Schippe nehmen. Es koste „ein Vermögen, so billig auszusehen“, witzelt Dolly Parton gleich zu Beginn ihres Konzertes am 6. Juli 2014 in Berlin (JF 30/14). Es ist ein Standardspruch von ihr und beileibe nicht der einzige, den sie an diesem Abend und auch sonst über ihr Äußeres macht. Die US-amerikanische Country-Sängerin weiß um ihre Erscheinung als „aufgepumpte Barbiepuppe“, wie es Heike Makatsch vor zehn Jahren in der FAZ zum 60. Geburtstag Dolly Partons formulierte. Seit vier Jahrzehnten unterzieht sie sich Schönheitsoperationen, und sie hat nie einen Hehl daraus gemacht. Am kommenden Dienstag nun kann Dolly Parton ihr siebzigstes Wiegenfest feiern.

Aufgewachsen in einer kinderreichen und musikalischen Familie im US-Bundesstaat Tennessee, der zum gottesfürchtigen „Bibelgürtel“ zählt, debütierte sie bereits mit dreizehn und einem selbstgeschriebenen Lied in einer renommierten Radioshow. Ein Jahr später unterzeichnete sie ihren ersten Plattenvertrag. 1970 hatte sie mit der Single „Joshua“ ihren ersten Nummer-eins-Hit in den Charts. Zwei Dutzend weitere folgten. Heute weist ihre Diskographie annähernd achtzig Veröffentlichungen aus. 2014 erhielt sie eine Auszeichnung für weltweit 100 Millionen verkaufte Alben.

Neben ihrer Musikkarriere spielte Dolly Parton in Kino- und Fernsehfilmen mit, und seit 1986 ist sie Miteigentümerin eines preisgekrönten Freizeitparks in ihrem Heimatstaat. Nach Angaben des Billboard-Magazins ist sie die reichste Frau in der Geschichte der Popmusik.

In Deutschland ist sie über vierzig Jahre lang nicht aufgetreten, und auch 2014 hat sie nur zwei Konzerte gegeben. Wer sie dort erleben konnte, weiß um ihre musikalische Vielseitigkeit – und darum, wie authentisch eine mit Hilfe plastischer Chirurgie geschaffene Kunstfigur sein kann.