© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/16 / 22. Januar 2016

„Wir werden dich töten, weil du Christ bist“
Open Doors: In 35 von 50 Fällen ist der islamische Extremismus Haupttriebfeder für die Jagd auf Christen
Curd-torsten Weick

D ie Boko-Haram-Kämpfer zerrten David vor die Tür. „Wir werden dich töten, weil du Christ bist“, schrien sie. Es blieb nicht bei leeren Worten. Die Dschihadisten begannen, ihm von hinten den Hals aufzuschneiden. Als sie glaubten, er sei tot, ließen sie ihn liegen und verschwanden. David schleppte sich zu dem islamischen Oberhaupt des Dorfes in der Region Yobe im Norden Nigerias. Der Geistliche war völlig schockiert und rief sofort Hilfe. 

Eine Geschichte von vielen. Dem in der vergangenen Woche vom überkonfessionellen christlichen Hilfswerk Open Doors  veröffentlichten Weltverfolgungsindex 2016 zufolge hat sich die Anzahl der wegen ihres Glaubens ermordeten Christen und der attackierten beziehungsweise zerstörten Kirchen im Vergleich zum Vorjahr „nahezu verdoppelt“.

Laut der aktuellen Erhebung, mit der Open Doors die Dynamik der Christenverfolgung in den 50 aufgeführten Ländern dokumentiert, ist ein beträchtlicher Teil der dort lebenden rund 625 Millionen Christen direkt von Verfolgung betroffen. Christen seien damit „die größte verfolgte Glaubensgemeinschaft“ der Welt, sagte der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode. In 35 der 50 Länder des Weltverfolgungsindex sei zudem der islamische Extremismus die Haupttriebkraft der Verfolgung.

Doch das kommunistische Nordkorea führt den Verfolgungsindex zum vierzehnten Mal in Folge an. Christen gelten in dem Land als Feinde des Staates und müssen damit rechnen, in Arbeitslager gesteckt zu werden. Im Irak leiden Christen unter Säuberungen des Islamischen Staates. Aufgrund der schlechten Sicherheitslage werden sie jedoch auch in von der Regierung kontrollierten Gebieten verfolgt. Im Nachbarland Syrien verüben Islamisten und Gegner von Präsident Baschar al-Assad regelmäßig Massaker an Christen in den von ihnen besetzten Gebieten. Vor allem der Islamische Staat macht systematisch Jagd auf Anhänger des Christentums. In Regionen, die von der Regierung gehalten werden, ist die Lage für Christen dagegen deutlich besser. 

Die Verfassung in Afghanistan wiederum legt fest, daß kein Gesetz den Lehren und Grundlagen der „heiligen Religion“ des Islam entgegenstehen darf. Christen genießen keine Religionsfreiheit. Konvertiten droht die Todesstrafe.