© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/16 / 29. Januar 2016

Zeitschriftenkritik: Deutsche Sprachwelt
Manipulationen an der Sprache
Werner Olles

Gender-Gaga bei den Grünen“, spottete die Bild-Zeitung, und die Berliner Morgenpost witzelte über die „Grün*nnen“, nachdem die Partei auf ihrer Bundesdelegiertenkonferenz am 22. November 2015 in Halle entschieden hatte, ab sofort den sogenannten „Gender-Star“ zu verwenden. Dabei handelt es sich um ein Sternchen, das an Stelle des Binnen-I in allen Beschlüssen benutzt werden soll. Dadurch würden „Transsexuelle, Transgender und intersexuelle Personen nicht mehr unsichtbar gemacht und diskriminiert“.

Sich über den „Gender-Star“ lediglich lustig zu machen, wäre jedoch zu kurz gegriffen, denn die Manipulationen an der deutschen Sprache sind von größerer politischer Bedeutung, schreibt Thomas Paulwitz, Schriftleiter der vierteljährlich erscheinenden Deutschen Sprachwelt (Untertitel: „Die Plattform für alle, die Sprache lieben“) in seinem Leitartikel der aktuellen Ausgabe (Winter 2015/16). Es handele sich dabei mitnichten um „reine Spinnereien sternhagelvoller Randgruppen, die geistig umnachtet wirres Zeug absondern“. Vielmehr stecke dahinter ein politisches Programm. Dies sieht auch die Gender-Kritikerin Birgit Kelle so: „Warum nur Parteidokumente mit sexuell vielfältigen Sternchen versehen, wenn man einen ganzen Sprachraum begrünen kann?“ 

Paulwitz erinnert daran, daß im Jahr 2000 die damalige rot-grüne Bundesregierung das „Gender Mainstreaming“ zum „durchgängigen Leitprinzip“ erhob. An dieser Ideologie hielt auch die CDU-geführte Bundesregierung fest; sie verweist auf Richtlinien der EU. In Behörden und Kommunen denken sich rund 2.000 Gleichstellungsbeauftragte sprachpolizeiliche Leitfäden aus. Rund 200 Professorinnen für „Gender-Studies“ geben an deutschen Hochschulen dieser Ideologie den Anschein der Wissenschaftlichkeit. Die abschreckenden Folgen seien besonders deutlich in der Sprache sichtbar, meint Thomas Paulwitz. Er plädiert entschieden für eine Umkehr. „Wir Bürger müssen den Regierungen klarmachen, daß wir das nicht mehr wollen.“ 

In einem Gespräch mit Josef Kraus, dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, weist dieser die Forderung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière zurück, zum Zwecke der Integration von Flüchtlingskindern das schulische Anspruchsniveau vorübergehend zu senken. Damit würden sowohl für die Stammschüler wie auch für die heranwachsenden Flüchtlinge die späteren Chancen zur Vermittlung in weiterführende Bildungseinrichtungen geschmälert. Kraus: „Ganz zu schweigen davon, daß in Deutschland schulische Niveau-Absenkungen erfahrungsgemäß sehr dauerhaft blieben.“ Zudem hat Kraus den Eindruck, daß man zwar in den Kommunen und in den 16 deutschen Ländern wisse, was los sei, doch in Berlin, „sprich in der Bundesregierung, scheint man in einem Raumschiff zu sitzen. Und aus der Raumschiffperspektive schaut die Erde bekanntermaßer wunderschön aus.“

Kontakt: Verein für Sprachpflege e.V., Postfach 1449, 91004 Erlangen.

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