© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/16 / 29. Januar 2016

Gefechte im Windschatten
Zweiter Weltkrieg: Der Französisch-Thailändische und der Peruanisch-Ecuadorianische Krieg von 1941
Wolfgang Kaufmann

Während der Zweite Weltkrieg zwischen den Achsenmächten und der Anti-Hitler-Koalition im Laufe des Jahres 1941 auf dramatische Weise eskalierte, fanden in Südostasien und Lateinamerika zwei parallele bewaffnete Konflikte statt, welche heute weitestgehend vergessen sind, nämlich der Französisch-Thailändische Krieg und der Peruanisch-Ecuadorianische Krieg.

Thailand, das als Pufferstaat zwischen Britisch-Indien und Französisch-Indochina fungierte, hatte 1887 bzw. 1893 die Kontrolle über seine bisherigen Vasallen Kambodscha und Laos verloren, weil diese nun in das Kolonialreich der Franzosen eingingen. Dies veranlaßte die Führung in Bangkok, deutsche Militärberater anzuwerben, mit deren Hilfe die Streitkräfte des Königreichs auf 60.000 Mann aufgestockt und modernisiert wurden. Die Stunde dieser Armee schlug dann nach der französischen Niederlage gegen das Deutsche Reich. Erst versicherte sich der thailändische Ministerpräsident, Feldmarschall Plaek Phibunsongkhram, der Rückendeckung der Achsenmächte, dann ließ er die nunmehr im Dienste der Vichy-Regierung stehenden Franzosen so lange provozieren, bis sie die Geduld verloren und am 1. Dezember 1940 die Küstenstadt Trat unter Beschuß nahmen. Das wiederum bot Thailand den ersehnten Vorwand, um am 6. Januar 1941 in Laos und Kambodscha einzumarschieren.

Während der anschließenden Kämpfe erwiesen sich die Truppen Bangkoks, welche über deutlich mehr Soldaten, die sechsfache Anzahl an Panzern und ein Viertel mehr Flugzeuge verfügten, zu Lande und in der Luft überlegen, wohingegen die Franzosen zu Wasser dominierten. Das zeigte besonders die Seeschlacht von Ko Chang am 17. Januar 1941, in der die thailändische Marine eine vernichtende Niederlage erlitt und drei Schiffe im Duell gegen die Groupe Occasionnel von Konteradmiral Jules Terraux verlor.

Angesichts der hieraus resultierenden Pattsituation vereinbarten beide Seiten eine Feuerpause ab dem 28. Januar, der schließlich Anfang Februar Friedensverhandlungen unter der Schirmherrschaft der Japaner folgten. Selbige endeten am 9. Mai mit der Abtretung von drei Provinzen Französisch-Indochinas an Thailand, womit das Königreich faktisch als Sieger aus dem Konflikt mit der einst so übermächtigen europäischen Kolonialmacht hervorging. 

Ein Sieg Thailands gegen  europäische Kolonialmacht

Wenige Monate später führten Grenzstreitigkeiten zwischen Peru und Ecuador zu einem weiteren Krieg. Stein des Anstoßes war hier die Amazonas-Provinz Maynas, die immerhin einmal zwei Drittel des Territoriums von Ecuador ausgemacht hatte, aber 1936 im Vertrag von Lima zu Peru kam, weil Quito die Tieflandregion östlich der Anden nicht adäquat verwalten konnte. Danach ereigneten sich immer wieder kleinere Scharmützel entlang des Rio Zarumilla, der die beiden Staaten nun trennte, welche dann am 5. Juli 1941 aus nie genau geklärten Gründen in einen Krieg mündeten.

In dessen Verlauf geriet Ecuador sofort ins Hintertreffen, da Peru mit einer enormen Übermacht angriff und dabei auch Panzer tschechischer Produktion sowie italienische Militärflugzeuge vom Typ Caproni aufbot. Letztere setzten dann sogar Luftlandetruppen ab – zum ersten Male auf dem amerikanischen Doppelkontinent überhaupt. Dies geschah im Zusammenhang mit dem peruanischen „Blitzkrieg“, welcher am 23. Juli mit der kompletten Besetzung der ecuadorianischen Südprovinz El Oro endete. Allerdings mußten sich die Peruaner dann ebenso schnell wieder auf ihr Gebiet zurückziehen wie sie vorgedrungen waren, weil Brasilien, Argentinien und die USA, die negative Auswirkungen auf die politische Stabilität der Region befürchteten, am 31. Juli intervenierten und einen Waffenstillstand erzwangen. 

Danach kam es zur stufenweisen diplomatischen Klärung. Zunächst wurde am 2. Oktober 1941 der Friedensvertrag von Talara unterzeichnet und im Januar 1942 auch das Protokoll von Rio de Janeiro. Dieses legte fest, daß Maynas weiterhin bei Peru verbleiben sollte. Somit herrschte nun wieder Ruhe im „Hinterhof“ der USA, welche dann am 7. Dezember 1941 ihrerseits in den Zweiten Weltkrieg eintraten.