© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/16 / 29. Januar 2016

Sozialwissenschaftler analysieren Pegida-Spaziergänger: Befunde in Frage gestellt
Besorgte Bürger sind schwer einschätzbar
(wk)

Die Dresdner Pegida-„Spaziergänge“ hatten mehrere Teams von Sozial- und Politikwissenschaftlern auf den Plan gerufen, welche die Motivation der Protestierer und deren persönlichen Hintergrund erforschen wollten. Dabei erwiesen sich die beiden Gruppen der TU Dresden unter Hans Vorländer und Werner Patzelt als am erfolgreichsten – woraufhin letzterer dann zu dem Ergebnis kam, daß der durchschnittliche Pegida-Demonstrant kein Rechtsextremer sei, sondern nur ein besorgter Bürger, der der etablierten Politik skeptisch gegenüberstehe. Zu diesem Befund führten laut Forschungsjournal Soziale Bewegungen „Face-to-face-Befragungen“ im „Pen-and-paper-Verfahren“, denen sich immerhin ein Drittel der Angesprochenen aus dem „harten Kern“ der „Spaziergänger“ stellte (3/2015). Allerdings bezweifeln die Berliner Soziologen Simon Teune und Peter Ullrich nun die Relevanz der Befunde ihrer Dresdner Kollegen: „Was es bedeutet, zum Beispiel Fragen zu Rechtsextremismus an Demonstrierende zu stellen, die mit dem Vorwurf des Rassismus oder des Antisemitismus konfrontiert sind, läßt sich ohne eine methodenkritische Evaluation nur schwer einschätzen.“ Darüber hinaus müsse auch die Repräsentativität des Verfahrens bezweifelt werden. Diese sei „durch die Ablehnung eines Teils der Demonstrierenden nicht sichergestellt“. 


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