© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/16 / 05. Februar 2016

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

New York, du hast es besser. Genauer: Die Besucher der Metropolitan Opera haben es besser. Sie bekommen dort in der Regel prächtige traditionelle Inszenierungen geboten, die frei sind von hierzulande immer noch allzuoft vorkommenden Regietheaterblähungen. Die Treue zum Werk zeigte sich jetzt wieder in Puccinis letzter Oper „Turandot“, die vergangenen Samstag live aus der New Yorker Met in einige ausgewählte Kinos übertragen wurde. Die üppig-prunkhafte, farbensatte Inszenierung und Bühnenausstattung von Franco Zeffirelli sorgte für einen visuellen Hochgenuß. Beim ihm spielt die Handlung noch erkennbar in China, der kaiserliche Palast darf wie ein kaiserlicher Palast aussehen und Turandot wie eine Prinzessin. Das ist ungemein wohltuend. Nebenbemerkung: Die zu den weltweit führenden Häusern zählende Met wird – wie fast alle Theater und Museen in den USA – privat finanziert.


Aussterbende Redewendung I: er/sie hält Maulaffen feil.


Sie gelten wahlweise als die lauteste oder die peinlichste Metalband der Welt. Keine Frage, an Manowar scheiden sich die Geister. Dabei schließt das eine das andere ja nicht aus. Im Zweifel ist die US-Truppe um den Bandgründer Joey DeMaio beides, laut und peinlich. Das bestätigte sich auch am Mittwoch voriger Woche bei ihrem Konzert im Berliner Tempodrom. Pluspunkte gibt es für die Musik („Kings of Metal“, „Warriors of the World United“) und Show, Minuspunkte für das Drumherum, als da wären: unverschämte Kartenpreise, eine blödsinnige Ansprache von DeMaio, Spieldauer von nur anderthalb Stunden, keine Zugabe. 


Aussterbende Redewendung II: den Hof machen. 


„Das zentrale Übel der gegenwärtigen emotional hochaufgeladenen Debatten ist, daß die Wahrheitsbesitzer auf seiten der – noch – hegemonialen Meinungsverbreiter es nicht für nötig halten, das, was sie angreifen, überhaupt erst einmal zu lesen. Diese Publizisten versuchen, die Katastrophe der Masseneinwanderung – katastrophé im griechischen Wortsinne einer „plötzlichen Wendung“ – hinter der angeblichen Gefahr einer nationalkonservativen Bewegung verschwinden zu lassen. Was ist schon die Einwanderung von Abermillionen – viel wichtiger ist der Kampf gegen eine rechte Gefahr. Das hat Alibifunktion. Das überwältigende Problem soll hinter einer Randgefahr verschwinden.“ (Frank Böckelmann, Publizist, auf Focus Online, 23. Januar)