© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/16 / 19. Februar 2016

Dampfplauderer
Zuwanderung: Der Philosoph Richard David Precht wirft seinem Kollegen Peter Sloterdijk „Nazi-Jagon“ vor
Thorsten Thaler

Kennen Sie Godwins Gesetz? Es besagt, daß es in einer Debatte, je länger sie dauert, mit hoher Wahrscheinlichkeit immer jemanden gibt, der einen NS-Vergleich anstellt. Geprägt hat diese sarkastische Regel der Rechtsanwalt und Sachbuchautor Mike Godwin bereits vor gut fünfzehn Jahren.

Dieser Tage nun war es der Philosoph Richard David Precht (51), der die Gültigkeit von Godwins Gesetz unter Beweis stellte. In einem Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger warf er seinem Philosophie-Kollegen Peter Sloterdijk (68) vor, in der Asyldebatte „Nazi-Jargon“ zu verwenden. Begriffe wie „wohltemperierte Grausamkeit“ klängen für ihn „nach Rudolf Höß“, sagte Precht vorigen Samstag dem Lokalblatt. Höß war Kommandant des Vernichtungslagers Auschwitz. Von Sloterdijk gebrauchte Begriffe wie auch „territorialer Imperativ“ im Umgang mit Flüchtlingen würde er – Precht – nie benutzen. Sloterdijk könne so etwas sagen, „weil er ästhetisch Gefallen daran findet, sich an der Reibungsenergie erfreut, die er erzeugt“, so Precht. Sloterdijk hatte in einem Cicero-Interview davon gesprochen, daß Deutschland von der Flüchtlingswelle überrollt werde. Auf Dauer jedoch werde sich in Europa der „territoriale Imperativ“ durchsetzen. Und dem Deutschlandfunk hatte er mit Blick auf die Migrantenströme gesagt, daß eine „allzu attraktive Nation“ ein Abwehrsystem aufrichten müsse, „zu dessen Konstruktion eine wohltemperierte Grausamkeit“ vonnöten sei.

Merke den Unterschied zwischen Sloterdijk und Precht: Der eine sorgt sich um unser Gemeinwesen, der andere erweist sich als Dampfplauderer, der NS-Vergleiche ziehen muß, um gehört zu werden.