© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/16 / 19. Februar 2016

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler


Für Reinhard Mey muß über den Wolken die Freiheit wohl grenzenlos sein. „Alle Ängste, alle Sorgen / Sagt man / Blieben darunter verborgen / Und dann / Würde was uns groß und wichtig erscheint / Plötzlich nichtig und klein“. Für den Krabbenfischer Johnathan Hillstrand liegt die Freiheit in der Beringsee zwischen Alaska und Sibirien. „Der kalte Wind und die Gischt zischten um die Brücke, und ich war fast überwältigt von einem tiefen Gefühl der Freude“, schreibt der Kapitän und Miteigner des Fangschiffs „Time Bandit“. Wenn er aufs Meer hinausfährt, läßt er sein Landleben hinter sich, in dem „Frauen und Schulden und andere Verpflichtungen, Familie und Freunde, Sorgen und Kinder, eine Rolle spielten“. Hillstrand: „Ich war so frei, wie ein Mann es auf diesem Planeten nur sein konnte.“


Nachzulesen sind diese Bekenntnisse in der faszinierenden Autobiographie „Time Bandit“ der Brüder Andy und Johnathan Hillstrand (Ankerherz-Verlag). Sie gewähren darin Einblicke in die Welt der Fischer Alaskas, ihr hartes wildes Leben inklusive jeder Menge Saufgelage und Schlägereien. Vor allem aber erzählen sie von ihrem Existenzkampf mit wütenden Stürmen und monströsen Wellen bei Minusgraden im Winter während der Fangsaison für Königskrabben und Schneekrabben. Einem an solchen Stoffen interessierten Fernsehpublikum sind die beiden Brüder auch bekannt aus der US-Dokumentarfilm-Serie „Der gefährlichste Job Alaskas“, die für den Discovery Channel produziert und in Deutschland von dem kleinen Privatsender Dmax (Eigenwerbung: „Alles was dein Männerherz begehrt“) ausgestrahlt wird.


Das Hörbuch „Time Bandit“ hat der Schauspieler Henning Baum eingelesen. Der 43jährige ist einer breiteren Öffentlichkeit vor allem seit seiner Rolle als rauhbeiniger Kommissar Mick Brisgau in der Fernsehserie „Der letzte Bulle“ vertraut. Für Baum ist es seine erste Hörbuchproduktion gewesen. An dem Leben der Krabbenfischer habe ihn die „Endlichkeit allen Strebens“ beeindruckt, die auf See immer mitfahre. „Es ist der Augenblick, die Gegenwart, in der sie leben – nicht ein undefiniertes Ziel in der Zukunft oder ein verflossenes Leben der Vergangenheit. Ein fundamentaler Unterschied zu den meisten Menschen in den Städten, die vor lauter Planungswut, Kontroll- und Kommunikationswahn das eigentliche Leben verpassen, in der Hoffnung auf irgend etwas.“ Im Kern ginge es darum, sagt Henning Baum zutreffend, „ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen“.