© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/16 / 19. Februar 2016

Mangelnde Nachfrage
Publizistik: Wie sich Liane Bednarz vergeblich an Birgit Kelle, Matthias Matussek und der AfD abarbeitet
Ronald Berthold

Als die AfD entstand und sich gegen den Euro aussprach, stellte sich die selbsternannte Eurokritikerin Liane Bednarz plötzlich nicht mehr gegen die Einheitswährung. Jetzt fand sie das „rechtspopulistisch“. So erzählt es die Publizistin jedenfalls sinngemäß in einem Youtube-Video. Diese Haltung ist typisch für die 41jährige. Sie sagt, sie sei konservativ und gegen Abtreibungen, aber wenn Abtreibungskliniken wegen Protestes geschlossen werden, verteufelt sie das. Denn hinter dem Widerstand steckten die fürchterlichen „Christdemokraten für das Leben“ und die noch schlimmeren „Christen in der AfD“.

Um es gleich vorweg zu sagen: Liane Bednarz ist die erste Antifaschistin, die sich das Etikett „konservativ“ anheftet, um in dieser Nische möglichst viel Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit im Kampf gegen alles vermeintlich Rechte zu erlangen. Ihr zugegebenermaßen originelles, wenn auch geheucheltes Motto: Sie wolle den Konservatismus gegen Rechts verteidigen. Nun feierte sie ihren größten Erfolg: In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung durfte Bednarz gegen konservative Christen hetzen.

Bis dato blieb sie relativ erfolglos. Auch wenn sie fast allen Konservativen totalitäre Haltungen unterstellt und dabei – strategisch nicht ungeschickt – immer bekannte Namen nennt, ist sie unter der über das antifaschistische Milieu hinausgehenden Wahrnehmungsgrenze geblieben. Das besagte Youtube-Video haben sich in einem halben Jahr nur 700 Personen angeschaut.

Ihre Bücher sind Ladenhüter

Ab und an schreibt sie für The European und veröffentlicht auf Blogs wie „Starke Meinungen“ oder „Carta“. Die Klickzahlen bleiben bescheiden. Auch ihre Bücher „Gefährliche Bürger – Die Neue Rechte greift nach der Mitte“ und „Deutschland dreht durch – Die Wahrheit über die AfD“ erweisen sich als bessere Ladenhüter. Geschrieben hat sie diese Pamphlete gemeinsam mit Christoph Giesa, einem genauso unter der rechten Paranoia leidenden Publizisten.

Selbst in der Szene fielen die Werke durch. Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traughber, der seit Jahren die angebliche Gefahr einen „Neuen Rechten“ wittert, hielt „Gefährliche Bürger“ für „fragmentarisch und oberflächlich“. Es ignoriere den Forschungsstand. Bednarz und Giesa sei es nicht gelungen, „Definitionen und passende Gewichtungen“ zu finden. Selbst Pfahl-Traughber stellt fest, daß die Autoren „eine Einheit und Homogenität der gemeinten Protagonisten konstruieren, die so gar nicht besteht“. Sein Fazit: Das Buch sei „gut gemeint, aber nicht gut gelungen“.

Aber „gut gemeint“ ist erst einmal das, was zählt und womit sich Bednarz moralisch profilieren will. So ähnlich kann aus antifaschistischer Sicht wohl auch ihr extrem langer FAS-Riemen „Die Radikalen“ vom 1. Februar beurteilt werden. Darin wirft sie alle Christen, die vom Mainstream abweichen, in einen Topf, packt noch den Cicero-Autor Alexander Kissler hinzu und startet eine furiose Verleumdung. Dieser Beitrag ist eine im klassischen antifaschistischen Jargon gehaltene Jagd auf jeden Querdenker nach dem Motto: Der kennt den, und der ist noch schlimmer. Selbst das völlig harmlose päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ macht Bednarz zu einem geistigen Brandstifter, weil es eine Diskussion mit dem Titel „Gegen den Strom von Meinungsdiktatur und Political Correctness“ veranstaltet hatte.

„Wie können Christen auf solche Abwege geraten?“

Das Vergehen des bekennenden Christen und früheren Spiegel- und Welt-Journalisten Matthias Matussek: Er nannte Merkels Kritik an Pegida „überraschend undemokratisch“. Alexander Kissler hat sich schuldig gemacht, weil er die Ursache der Zeitungskrise darin sieht, daß die Medien „an den Lesern vorbeischreiben“. Bednarz in der FAS: „Das ist nah an den heutigen ‘Lügenpresse-Rufen’.“ Natürlich bekommt Gender-Gegnerin Birgit Kelle ihr Fett weg, und deren Mann Klaus greift sie dafür an, daß dieser geschrieben habe: „Früher habe ich oft das ‘kleinere Übel’ gewählt. Das mache ich heute nicht mehr.“

Scheinheilig stellt sie die rhetorische Frage: „Wie können Christen auf solche Abwege geraten?“ Um dann zu schreiben, die „Rechtskatholiken und -evangelikalen“ beklatschen Thilo Sarrazins weinerliche Rede vom „Tugendterror“. Daß sie diesen gerade in Reinkultur ausführt, scheint weder ihr noch der FAS aufzufallen, die mit diesem Beitrag ebenfalls, um den treffenden Satz von Alexander Kissler zu zitieren, an ihren Lesern vorbeigeschrieben haben dürfte.

Natürlich fehlt auch nicht der Hinweis, daß „viele der rechtschristlichen Autoren und Blogger zudem regelmäßig in der Wochenzeitung junge freiheit“ veröffentlichen. Was sie schreiben? Kein Wort darüber.

Liane Bednarz ist Rechtsanwältin. Sie tritt in sozialen Netzwerken aber vorwiegend als Publizistin in Erscheinung und sucht krampfhaft nach journalistischer Bestätigung. Allerdings rückt sie dabei den Beifall des Mainstreams und ihr Gefühl der moralischen Überlegenheit in den Vordergrund. Recherche und Fairneß bleiben deswegen auf der Strecke.