© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/16 / 26. Februar 2016

CD-Kritik: Antonio Caldara / Valer Sabadus
Selbstgenügsam
Jens Knorr

Caldara dort! Caldara da! Caldara oben, unten, hüben, drüben! Die Arien Antonio Caldaras sind zu Pflichtnummern jedes Countertenors, der auf sich hält, geworden. Auf seinem zweiten Album nach dem Wechsel zu Sony bietet Valer Sabadus zwischen 1709 und 1734 komponierte Arien, aus Caldaras Zeit als Vizekapellmeister unter Johann Joseph Fux am Wiener Hof, einige davon Ersteinspielungen.

Der im Banat und in Niederbayern aufgewachsene Sabadus (30) weiß sich der natürlichen Qualitäten seiner zierlichen, glockenreinen, keuschen bis anämischen Sopranstimme allzu sicher. Er meidet dramatische Attacken und läßt es mit bewährtem weichgezeichnetem Lyrismus gut sein. Das stimmt zu der aparten Begleitung durch das Ensemble nuovo aspetto unter Leitung des Lautenisten Michael Dücker, welches mit obligaten Lauten, Gambe und insbesondere einem Nachbau des Salterio, einer Art Hackbrett, die Soloperlen des Sängers samtig einfaßt.

Weniger virtuose Selbstgenügsamkeit, mehr Variabilität der gesanglichen Ausgestaltung, vor allem mehr Ausdruckswillen, kurz: mehr Klangrede, hätten das Interesse des Hörers über die gesamte Länge der CD wachhalten können.

Von der Kunst zum Kunstgewerbe ist es nur ein Tritt, der entgegengesetzte Schritt ungleich schwieriger. Valer Sabadus muß ihn gehen wollen!

Antonio Caldara Arie concertate  Sony Classical, 2015  www.valer-sabadus.de