© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/16 / 26. Februar 2016

Endgültiger Abschied vom südlichen Sehnsuchtsland
Die Schlacht von Benevent 1266: Mit der Niederlage Manfreds von Sizilien brach vor 750 Jahren die Herrschaft der Staufer in Italien zusammen
Jan von Flocken

Glanzvoll und heroisch war die Herrschaft der Staufer-Dynastie, aber auch von Tragik und Verhängnis geprägt. Nach außen vermittelte ihr Reich einen machtvollen Eindruck. Kaiser Friedrich II., genannt „stupor mundi“ (das Staunen der Welt), beherrschte ein Territorium, das sich von der Nordsee bis zum Mittelmeer erstreckte. 100 Jahre lang hatten die Hohenstaufer-Kaiser um die Vorherrschaft in Italien gekämpft. Friedrich I. „Barbarossa“ und seine Nachkommen besaßen dabei zwei gefährliche Gegner: Oberitaliens Städte wie Mailand und Verona, die ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit dahinschwinden sahen, und den Papst in Rom, dessen Kirchenstaat fast die Hälfte Italiens umfaßte.

Erst unter Friedrich II. kam es zur Konsolidierung der deutschen Oberherrschaft. Doch als der Kaiser Ende 1250 starb, zeigte sich schnell, wie brüchig sein politisches Gebäude war. Die Italiener verweigerten seinem Sohn Konrad IV. die Gefolgschaft, und es brachen wieder Kämpfe aus. Der Papst mußte aus Rom fliehen und belegte den Deutschen mit einem Bannfluch. Schon 1254 starb Konrad, erst 26 Jahre alt.

Friedrichs Erbe wurde nun von seinem unehelichen Sohn Manfred verteidigt. Der 1232 geborene Mann von ritterlicher Tapferkeit stammte aus der Verbindung von Kaiser Friedrich II. mit der lombardischen Adligen Bianca Lancia, die er kurz vor ihrem Tod 1245 geheiratet hatte, womit ihr Sohn Legitimität erlangte. Da die Italiener für einen offenen Kampf mit dem Staufer zu schwach waren, wandten sie sich um Hilfe nach Paris. Charles d’Anjou, Bruder des Königs Ludwig IX. von Frankreich, zog mit einem Heer nach Süditalien und wurde hier 1265 zum König von Neapel und Sizilien gekrönt. Möglich wurde das, weil Papst Urban IV. zwei Jahre zuvor in einem Geheimvertrag den Franzosen das päpstliche Lehen Sizilien zugesprochen hatte.

Anjou marschierte noch 1265 nach Rom, geriet hier aber in Zahlungsschwierigkeiten. Die Italiener merkten bald, daß sie in Gestalt der undisziplinierten und gewalttätigen französischen Söldnertruppen nur die Cholera mit der Pest vertauscht hatten. Manfred, mittlerweile auch vom Papst gebannt, zog erst Anfang 1266 ins Feld und suchte eine Entscheidungsschlacht. Nachdem die Franzosen das Apenningebirge durchquert hatten, trafen sie nahe der Stadt Benevent am Fluß Calore Irpino auf das Heer des Staufers.

Anjou forderte Manfred heraus mit der Botschaft: „Ich will kämpfen und entweder ihn zur Hölle schicken oder er mich ins Paradies!“ Beide Seiten konnten etwa 4.000 Mann gepanzerte Kavallerie ins Feld führen. Die Zahl des Fußvolks ist nicht bekannt, Manfred soll über einige tausend Bogenschützen aus dem Nahen Osten verfügt haben. Die Schlacht begann am Morgen des 26. Februar 1266. Nachteilig für die staufischen Truppen war, daß sie nur über eine einzige Brücke den Calore-Fluß überqueren konnten, um sich am anderen Ufer zum Kampf zu stellen. Ungefähr 1.200 deutsche Ritter unter dem Kommando von Giordano Lancia vermochten zwar die erste Linie der Franzosen unter Guido de Mirepoix und Philippe de Castres zu durchbrechen, aber die nachfolgenden Einheiten bissen sich am Zentrum von Charles d’Anjou fest.

Als Manfreds Truppen in der Flanke gepackt wurden und sich eine Niederlage anbahnte, desertierten zahlreiche sizilianische Adlige aus seiner Reservestreitmacht. Die Schlacht war für ihn verloren, aber er wollte das nicht wahrhaben. Angeblich lauteten Manfreds letzte Worte: „Hoc est signum Dei“ (Dies ist ein Zeichen Gottes). Danach tauschte er seinen königlichen Schild mit dem seines Freundes Tebaldo degli Annibaldi und stürzte sich ins Kampfgetümmel. Zwei Tage später fand man seinen Leichnam. Da der Bannfluch noch auf ihm lastete, wurde er nicht in geweihter Erde, sondern auf dem Schlachtfeld begraben und mit einem Steinhaufen bedeckt.

Nach dem Tod Manfreds brach die Herrschaft der Staufer in Italien zusammen. Seine männlichen Nachkommen wurden inhaftiert und auch der Halbbruder Enzio war auf Nimmerwiedersehen hinter Kerkermauern in Bologna verschwunden. Der letzte Hohenstaufer, Kaiser Friedrich II. Enkel Konradin, wurde 1268 im Alter von nur 16 Jahren zu Neapel enthauptet.