© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/16 / 26. Februar 2016

Meldungen

Schöninger Funde: Moderner Neandertaler

Washington. Der Frühmensch Homo heidelbergensis, welcher vor rund 600.000 bis 200.000 Jahren lebte, galt lange als der noch primitivere Vorfahre des ebenfalls als höchst rückständig verschrieenen Neandertalers. Dieses Bild muß allerdings nun revidiert werden, wofür vor allem die Funde in einem ehemaligen Braunkohlentagebau im niedersächsischen Schöningen verantwortlich sind. Laut Grabungsleiter Nicholas Conard von der Abteilung für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie der Universität Tübingen war der Homo heidelbergensis bereits zur Arbeitsteilung und zielgerichteten Herstellung von Werkzeugen und Waffen in der Lage (Sonderausgabe des Journal of Human Evolution, 12/2015). Somit verfügte der Vorläufer des Neandertalers also über Eigenschaften, die man bisher eigentlich nur dem modernen Menschen (Homo sapiens) zugeschrieben hat und die vor der Auswanderung desselben aus Afrika entwickelt worden sein sollen – weshalb die Bücher über Urgeschichte jetzt ein weiteres Mal umgeschrieben werden müssen. (wk)

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Spätantike Kleine Eiszeit: Vorteile für Islamregionen

Birmensdorf. Schweizer Wissenschaftler um Ulf Büntgen von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landwirtschaft fanden bei ihrer Untersuchung der Jahresringe von alten Bäumen im russischen Altaigebirge zahlreiche Belege für eine besonders drastische Kälteperiode in Eurasien zwischen 536 und 660 n. Chr. (Mitteilung der EFWSL vom 9. Februar 2016). Auslöser dieser sogenannten „Spätantiken Kleinen Eiszeit“ waren drei große Vulkanausbrüche in den Jahren 536, 540 und 547, deren Auswirkungen auf das Klima durch ein Minimum bei der Sonnenaktivität noch verstärkt beziehungsweise verlängert wurden. In die Phase zwischen 536 und 660 fielen große Hungersnöte, die Justinianische Pest, die Westwanderung der Slawen sowie der Siegeszug des Islam. Letzterer profitierte dabei vor allem davon, daß es auf der Arabischen Halbinsel nunmehr Regen und damit mehr Vegetation und Futter für die Kamelherden gab, welche für die Kriegszüge während der Zeit der vier „rechtgeleiteten Kalifen“ benötigt wurden. (wk) 

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Erste Sätze

„Auf dem Gipfel der Zustände erhält man sich nicht lange.“ (Goethe)

Georg Dehio: Geschichte der deutschen Kunst, 2. Textband, 4. Auflage, Berlin/Leipzig 1930





Historisches Kalenderblatt

28. Februar 1616: Die Rädelsführer des Frankfurter Aufstands um den Lebkuchenbäcker Vincent Fettmilch werden hingerichtet, ihre Köpfe zur Abschrekkung aufgespießt. Die von ihnen vertriebenen Juden kehren mit kaiserlichem Schutz in die Stadt zurück.