© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/16 / 04. März 2016

Frisch gepresst

Martin Heidegger. Pünktlich zur neuerlichen medialen Heideg-ger-Hatz, die das Erscheinen der nachgelassenen „Schwarzen Hefte“ des Denkers auslöste (zuletzt JF 20/15), taucht aus der Hinterlassenschaft von Bernard Willms ein Manuskript auf, in dem der 1991 verstorbene Bochumer Politikwissenschaftler sich mit der Skandalisierung auseinandersetzt, die in den 1980ern von Victor Farías’ „Heidegger und der Nationalsozialismus“ ausging. In seinem klugen Nachwort betont der Herausgeber Till Kinzel, daß zwar dreißig Jahre Abstand zwischen den Kampagnen liegen. Gleichwohl wirke Willms’ Text frisch, weil es ihm nicht um Heidegger-Exegese gehe, sondern um die „Offenlegung einer bestimmten Form intellektueller Debatten“. Diese seien in der Bundesrepublik früh von den „Grundstrukturen einer offiziösen politischen Korrektheit“ bestimmt worden und hätten seit den achtziger Jahren lediglich schärfere Konturen „geistiger Knechtung“ ausgeprägt, bis die „Kleingeister des modernen und postmodernen Medien- und Universitätszirkus“ mit ihren aktuellen Denunziationen zu Heideggers „seinsgeschichtlichem Antisemitismus“ endgültig im „Morast des Moralismus“ versunken seien. Insoweit liefert Willms’ Analyse einen wichtigen Einblick zur bundesdeutschen Ideologiegeschichte im Zeichen der „totalen Vergangenheitsbewältigung als einer neuen Form politischer Theologie“. (wm)

Till Kinzel (Hrsg.): Bernard Willms.Heidegger und der Antifaschismus. Karolinger Verlag, Wien 2015, gebunden, 135 Seiten, 19,90 Euro





Franz Marc. Der expressionistische Maler Franz Marc ist für die Historikerin Brigitte Roßbeck zu einem Lebensthema geworden. 2004 veröffentlichte sie die Doppelbiographie des Künstlers und seiner Ehefrau Maria, im vergangenen Jahr stand der am 4. März 1916 vor Verdun gefallene Wegbereiter der Moderne im Mittelpunkt einer weniger um die kunstwissenschaftliche Deutung als um die kultur- und zeithistorische Einbettung bemühten, gut erzählten Darstellung (JF 12/15). Diese Arbeit wird nun ergänzt um die erstmals publizierten Lebenserinnerungen der 1955 verstorbenen Maria Marc, die selbst keine große bildende Künstlerin war, die sich in dieser Rückschau aber als begabte Porträtistin mit der Feder offenbart. (ob) 

Brigitte Roßbeck (Hrsg:): Maria Marc. „Das Herz droht mir manchmal zu zerspringen“. Mein Leben mit Franz Marc. Siedler Verlag, München 2016, 192 Seiten, Abbildungen, 24,99 Euro