© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/16 / 11. März 2016

Zeitschriftenkritik: Einsatz für Tiere
Putins Tiger in freier Wildbahn
Werner Olles

Die Nachricht von der Tötung des Löwen Cecil im südafrikanischen Hwange-Nationalpark durch einen amerikanischen Zahnarzt und Jäger sorgte im Sommer vergangenen Jahres weltweit für Bestürzung und Entrüstung. Auf breiter Front wurde über die sogenannte „Trophäenjagd“ diskutiert. Dabei werden jährlich knapp 600 Löwen von „Jägern“ getötet, die zu 60 Prozent aus den USA stammen. Tatsächlich sind die Populationen des afrikanischen Löwen in den vergangenen dreißig Jahren um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Heute leben weniger als 20.000 dieser majestätischen Tiere in freier Wildbahn. Nach einer gemeinsam vom Internationalen Tierschutz-Fonds IFAW und einer Koalition aus zahlreichen Tierschutzgruppen vorgelegten Petition gelang es nun, den afrikanischen Löwen als „gefährdet“ einzustufen. Zudem werden die Rufe nach einem umfassenden Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen immer lauter. Eine Analyse des wirtschaftlichen Nutzens der Trophäenjagd für die Menschen in der Region ergab, daß nur etwa drei Prozent der Erträge aus diesen unethischen Jagdtouren bei den Gemeinden vor Ort ankommen. 

Die Zeitschrift Einsatz für Tiere, eine Veröffentlichung des IFAW, berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe (1/2016) über die Trophäenjagd, bei der Jäger für das Recht zahlen, ein seltenes Tier zu töten. Sie rechtfertigen ihr Handeln damit, daß das gezahlte Geld für Tierschutzprojekte benutzt werde oder Gemeinden in der Region zufließe, was unzutreffend ist. Die Praxis der sogenannten „Jagd in Gattern“, bei der Großkatzen in Naturreservaten gezüchtet werden, um sie später erlegen zu lassen, veranlaßte die französischen und australischen Umweltminister, ein Importverbot für Trophäen afrikanischer Löwen zu erlassen. 

Über die Auswilderung von Tigern, die nun ein Leben in freier Wildbahn entdecken, berichtet ein weiterer Beitrag. Seit Jahren bereits beschäftigt sich der IFAW intensiv mit der Rehabilitation junger Tiger an der Ostgrenze Rußlands. Dabei wurden im Rahmen eines Pilotprojekts sechs junge Tiger erfolgreich ausgewildert, die sich auch prächtig entwickelten. Sie jagen inzwischen Rotwild, Wölfe und Wildschweine, obwohl Schwarzwild nicht gerade zu ihren Leibspeisen zählt. Ilona ist eine von „Putins Tigern“, bei deren Auswilderung der russische Präsident anwesend war. Nachdem er selbst die Tür des Transportkäfigs geöffnet hatte, blieb die Tigerin zunächst ungerührt im Käfig. Erst als alle gegangen waren, sprang sie hinaus ins Freie; die Tierschützer bannten diesen historischen Moment auf Video.

Inzwischen liegen zahlreiche Hinweise darauf vor, daß sie sich in ihrem neuen Lebensraum gut zurechtfindet und während der Brunstperiode im vergangenen November mit einem Tiger zusammengetroffen ist. Spuren der beiden bestätigen, daß sie offenbar einige Zeit gemeinsam verbracht haben. Daher hoffen die Tierschützer, daß die Tigerin inzwischen Nachwuchs zur Welt gebracht hat, denn es leben auch nur noch rund 4.000 Tiger in freier Wildbahn.

Kontakt: IFAW, Max-Brauer-Allee 62-64, 22765 Hamburg, Telefon: 040 / 86 65 00-0

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