© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/16 / 18. März 2016

Frisch gepresst

Lufthansa. Pan Am ging 1991 in Konkurs, Continental vor vier Jahren an United, die Konkurrenten Air France und Turkish Airlines wurden 1933, British Airways gar erst 1974 gegründet – die Deutsche Lufthansa kann hingegen in diesem Jahr ihr 90. Gründungsjubiläum feiern und ist mit 615 Flugzeugen und fast 34 Milliarden Euro Umsatz die weltgrößte Fluggesellschaft außerhalb der USA. Doch irgendwie scheint dies peinlich zu sein: Die 1954 in der Bundesrepublik gegründete „neue Lufthansa“ sei keine „Rechtsnachfolgerin der alten Luft Hansa“, betont die Presseabteilung bei der Vorstellung des Jubiläumsbuchs „Im Zeichen des Kranichs“. Diese Distanzierung erlaubte aber den beiden Flugenthusiasten Günther Ott und Joachim Wachtel, ein äußerst lesenswertes Buch zu schreiben, das ohne politische Scheuklappen die Geschichte der „ersten“ Lufthansa von den Anfängen bis 1945 beschreibt. Auch die grausame Kriegszeit wird nicht ausgeblendet: etwa, daß der Lufthansa-Syndikus und Widerstandskämpfer Klaus Bonhoeffer am 23. April 1945 von der SS am Lehrter Bahnhof in Berlin ermordet wurde – während gleichzeitig, trotz Beschuß durch die Rote Armee, die allerletzten beiden Maschinen von Tempelhof nach Warnemünde starteten. (fis)

Günther Ott, Joachim Wachtel: Im Zeichen des Kranichs – Die Geschichte der Lufthansa von den Anfängen bis 1945. Piper Verlag, München, gebunden, 333 Seiten, 39,95 Euro




Flüchtlinge. Mit allem, was er kann, setzt sich der frühere TV-Journalist Franz Alt für Flüchtlinge ein. Pointierte Thesen, flotter Schreibstil und eine klare Ansage: Die nach Deutschland strömenden Asylbewerber haben das Zeug, dieses Land zum Positiven zu verändern. Um seine These zu erhärten, daß „Heimatlose unser Land bereichern“, umrahmt Alt das Thema „Flüchtling“ gleich noch mit ein paar bekannten Sympathieträgern wie Jesus und den Dalai Lama. In diesem Kontext lobt Alt dann natürlich auch Bundeskanzlerin Merkel oder die christlichen Kirchen und wagt manche Ausflüge in die Spiritualität. Schmallippig wird er nur, wenn es um Zeitgenossen geht, die keine Teddybären an Hauptbahnhöfen überreichen oder etwa gar den herbeigesehnten Asylsuchenden ihr Herz verschließen. Zu den Terroranschlägen von Paris fällt Alt nicht mehr ein als: „Wir werden endlich lernen müssen, uns unserer eigenen dunklen Schattenseiten zu stellen.“ (ho)

Franz Alt: Flüchtling – Jesus, der Dalai Lama und andere Vertriebene. Wie Heimatlose unser Land bereichern. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, broschiert, 174 Seiten, 12 Euro