© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/16 / 18. März 2016

Frisch gepresst

Revolte. Texte zur intellektuellen Zurüstung – geschliffene Klingen in der Waffenkammer des Geistes und Brevier zur „kriegerischen“ Kontemplation zugleich. Das ist eine der Spezialitäten des Verlags Antaios. Mit „Revolte gegen den Großen Austausch“ hat der metapolitische Schwertfeger Martin Lichtmesz, der die Zusammenstellung des Bändchens besorgt hat, dem Arsenal seines Hauses ein weiteres Geschoß hinzugefügt. Die Anthologie versammelt mehrere Texte des Franzosen Renaud Camus, der mit seinen Widerstands-Essays gegen eine massenhafte Zuwanderung nach Europa den Begriff „Le Grand Remplacement“ geprägt hat. Frankreichs Starautor Michel Houellebecq hat Camus nicht ohne Grund in seinem Bestseller „Unterwerfung“ (2015) auftreten lassen. Ergänzt wird Camus von einem ausführlichen Nachwort aus der Feder von Martin Sellner. (mo) 

Renaud Camus: Revolte gegen den Großen Austausch. Verlag Antaios, Schnellroda 2016, gebunden, 224 Seiten, 19 Euro




Systemwechsel. Das „Kommunistische Manifest“ (1848) prophezeit in eindrucksvollen Sätzen die Verwandlung der Welt, wie sie seit den 1850ern im Zuge der ersten Globalisierung tatsächlich ablief: Die Ausbeutung des Weltmarktes werde eine „ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände“ bewirken. Zur Beschreibung der nach 1990 beschleunigten zweiten Globalisierung benötigten Neomarxisten wie Alain Badiou, Toni Negri oder Slavoj Žižek kaum ein anderes Theoriedesign. Auch Katja Kipping, Vorsitzende der Partei Die Linke, bedient sich hier, wenn sie in der „Flüchtlingskrise“ das Augenmerk auf die Globalisierung richtet. Zerstöre der „neoliberale Wirtschafts-imperialismus“ doch die Marktstrukturen des Südens und produziere „Wirtschaftsflüchtlinge“. Um Fluchtursachen zu beseitigen, müsse man daher die „herrschende Wirtschaftsordnung“ abschaffen. Bis es dazu kommt, propagiert Kipping aber so infantil wie unmarxistisch einen „sozialen Universalismus“, ein „grenzenloses Europa“, ein „Mitgefühl, das uns alle vereint“. Was Urheber des „Krisenkapitalismus“ wie den Megaspekulanten George Soros (Seite 32) freuen dürfte, der schon lange für ein universales Niederlassungsrecht eintritt, um Europa im Sinne der für „Big Money“ unverzichtbaren „ununterbrochenen Erschütterung“ umzubauen. (ob)

Katja Kipping: Wer flüchtet schon freiwillig. Die Verantwortung des Westens oder Warum sich unsere Gesellschaft neu erfinden muß, Westend Verlag 2016, broschiert, 203 Seiten, 16 Euro