© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/16 / 18. März 2016

Staatsmann ohne Staat
Aufschlußreiches Porträt des Spekulanten George Soros
Oliver Busch

Den Namen George Soros brachte im Herbst 2015 zuerst der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán in Verbindung mit der von Angela Merkel ermöglichten orientalisch-afrikanischen Masseninvasion. Da Orbán aber als „Rechter“ ohnehin als notorischer „Verschwörungstheoretiker“ gilt, der 1930 in Budapest als Györgi Schwartz geborene New Yorker Megaspekulant Soros hingegen den Ruf eines „Philanthropen“ genießt, blieb dieser Hinweis auf einen Mitverantwortlichen für die Berliner Katastrophenpolitik fast ohne Widerhall.

Fast – denn im Internet verknüpfte man Orbans Bezichtigung umgehend mit gut dokumentierten Aktivitäten Soros’, dessen „Open Society Foundations“ (OSF) stets dort mitmischten, wo es wie in Georgien, der Ukraine oder im Nordafrika der „Arabellion“ galt, Ordnungen mittels „friedlicher Revolutionen“ zu erschüttern. 

Dem Publizisten Andreas von Rétyi ist es zu danken, dieses in Jahrzehnten angehäufte Material geprüft, sortiert und zur abwägenden Biographie des „Staatsmanns ohne Staat“ komponiert zu haben. Er verfolgt Soros’ Lebensweg bis in die Jugendzeit des Börsenmoguls, der einer wohlhabenden jüdischen Familie entstammt und 1944/45 die deutsche Besatzung Ungarns samt Judenverfolgung überstand. 1947 nach England ausgewandert, sah es für Soros, der als subalterner Aktienhändler in der Londoner City unterkam, lange nicht nach großer Karriere aus. Das änderte sich 1956 mit der Etablierung im US-Investment-Geschäft, wo ihm in den Siebzigern der Durchbruch als Manager des eigenen „Quantum Funds“ gelang. 

In den 1980ern flossen Teile von Soros’ Vermögen in die „Open Society“-Stiftung, die im Namen von „Demokratie und Menschenrechten“ weltweit zu intervenieren begann. Eng verzahnt mit der US-Machtelite und deren geopolitischer Strategie, so resümiert von Rétyi, operiere Soros derzeit auch in der „Flüchtlingskrise“. Überall fänden sich Spuren der OSF, die „Reisende“ mit Geld und Basiswissen ausstatteten und Richtung Europa schickten. Ziel sei die Destabilisierung des Kontinents bis hin zur Beseitigung der Nationalstaaten, um Europa dem Regime des Finanzkapitals und seiner „freien Märkte“ zu unterwerfen. 

Andreas von Rétyi: George Soros. Der Multimilliardär, sein globales Netzwerk und das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Kopp Verlag, Rottenburg 2016, gebunden, 271 Seiten, Abb., 19,95 Euro