© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/16 / 25. März 2016

Grüße aus Kapstadt
Von wegen Jägerlatein
Yorck Tomkyle

Afrika ist sonderbar und wunderbar zugleich. Vor allem der Spätsommer in Kapstadt ist insbesondere beim Blick auf die Wetterkarte Mitteleuropas immer  angenehm. Ein Freund erzählte mir nun an einem dieser lauen Abende eine Geschichte, die ich Ihnen nicht vorenthalten will. 

Er ist keiner dieser schmerbäuchigen Liegestuhlfläzer, sondern eher der Indiana-Jones-Typ. Daher verbringt er seine Freizeit in diversen Wüsten und Dschungeln Afrikas. Nun hatte er gerade eine längere Kanutour auf dem Sambesi hinter sich gebracht. Geschlafen wurde auf Sandbänken und am Ufer – trotz der Krokodile, die man sich mit diversen Tricks vom Leib hielt. Tagsüber wurde stromabwärts gepaddelt. Die größte Gefahr, so betonte er immer wieder, gehe dabei von den vielen Nilpferdherden aus, die sich in kleineren und größeren Trupps in Ufernähe im Wasser aufhielten. Gefährlich werde es immer dann, wenn man diesen Herden zu nahe komme, da die Nilpferde dann abtauchten und von unten die Boote angriffen, mit ihren mächtigen Kiefern zerstörten und dann auf die im Wasser zappelnden Menschen losgingen.

Mein Freund hat schon einige solcher Geschichten im Busch erlebt, die ihm keiner glauben will. 

Eigentlich sei dann auch alles glattgelaufen. Bis das erste Boot durch eine Stromschnelle in Richtung einer solchen Herde gedrückt wurde. Ein großer Nilpferdbulle zerschmetterte das Kanu und griff Mike, den Führer der Kanutruppe, an. Alles ging blitzschnell, und während die anderen Boote durch die Stromschnellen fortgerissen wurden, sahen die entsetzten Kanuten noch, wie sich das Wasser des Sambesi an der Stelle, wo Mike zuletzt gesehen worden war, rot färbte.

Der Bulle hatte Mikes Bein schwer verletzt. Es gelang ihm gerade noch, sich ans Ufer zu retten. Von den anderen konnte er keine Spur entdecken. Unfähig, sich zu bewegen und durch den Blutverlust geschwächt, sah er die Nacht anbrechen. Leichte Beute also. Da tauchte plötzlich ein riesiger Büffel auf, starrte ihn lange an und kam langsam näher. Dann blieb er dicht bei ihm stehen. Die ganze Nacht stand der Büffel an seiner Seite und keine der zahlreichen Hyänen wagte es, näher zu kommen. Erst am Morgen, als das Rotorengeräusch des Rettungshubschraubers näher kam, habe der Büffel seinen Schützling verlassen, erklärte mein Freund, sah mich lange an. „Du glaubst, das ist Jägerlatein?“ Mitnichten. Er habe schon viele solcher Geschichten im Busch erlebt, die ihm niemand glauben würde.