© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/16 / 25. März 2016

Deutsche Wirtschaftsvertreter besorgt über AfD-Wahlerfolge
Überreaktion
Jörg Fischer

Das Erstarken der AfD „schadet dem Image von Deutschland“, warnt Friedrich von Metzler, Gesellschafter des gleichnamigen Frankfurter Investmentbank. BDI-Chef Ulrich Grillo orakelt, daß der „Zuspruch für rückwärtsgewandte Parteien wie AfD oder Linke Investoren abschreckt“. Ein Bosch-Sprecher sieht das AfD-Ergebnis „mit großer Sorge“. Andreas Barner, Chef von Boehringer Ingelheim, hofft, daß die AfD-Präsenz in den Parlamenten nur von kurzer Dauer sei.

Daß Kirchentagspräsdiale wie Barner oder Zuwanderungslobbyisten wie Grillo (JF 47/15) dies sagen, läßt sich mit ihrer politischen Verortung erklären – doch ein Investorenschreck ist die AfD wohl kaum. Selbst als die Republikaner von 1992 bis 2001 im Landtag saßen, blutete Baden-Württemberg keineswegs aus. Dresden oder Potsdam sind als Touristenziele weiterhin beliebter als Duisburg-Marxloh oder Gelsenkirchen-Süd. Auch der erklärte Grünen-Wähler Wolfgang Grupp will nicht in den medialen Merkel-Chor einstimmen: „Hätte die Kanzlerin in der Flüchtlingspolitik früher umgesteuert, hätte die AfD nicht diese Zustimmung erfahren“, meinte der Chef des schwäbischen Familienunternehmens Trigema.

Selbst das arbeitgeberfinanzierte Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rückt inzwischen vom „Refugees welcome“-Kurs ab: Die Zuwanderung belaste den deutschen Staatshaushalt für die Jahre 2015 bis 2017 „in einer Größenordnung von 55 Milliarden Euro“. Personen aus den wichtigsten Flüchtlingsherkunftsländern fänden nur sehr schwer eine Stelle – und wenn, dann nur mit einem geringen Stundenumfang und selten in einem Engpaßberuf, schreibt das IW in einer Stellungnahme für den Bundestagsausschuß für Wirtschaft. Nur elf Prozent der Firmen planten, Flüchtlinge zu beschäftigen. Nicht Mindestlohn oder Aufenthaltsrecht verhinderten meist die Beschäftigung, sondern fehlende Qualifikation und Sprachkenntnisse. Daran dürfte sich auch ohne AfD kaum etwas ändern.