© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/16 / 25. März 2016

Neue Radikalität im Kampf gegen Fluchtursachen: Tabula rasa in Afrika
Einfach die Kleptokraten ablösen
(dg)

Rund 200.000 Portugiesen, die in der kriselnden EU keine Lebensperspektive mehr sahen, sind seit 2010 in Portugals einstige Kolonie Angola ausgewandert. Was für Europa noch ein Kuriosum ist, beschreiben die Misereor-Referenten Volker Riehl und Jonas Wipfler für Afrika als Normalität (Blätter für deutsche und internationale Politik, 2/2016). Dort finde zwar je die Hälfte von 15 Millionen Migranten und 17,5 Millionen „Geflüchteten“ innerhalb Afrikas Platz, doch die „Ziehkraft Europas“ wirke auf die übrigen Millionen. Als Hauptauslöser des Exodus stufen beide Sozialwissenschaftler die politischen Strukturen in 75 Prozent der afrikanischen Länder ein, die als undemokratisch, kleptokratisch und korrupt gelten. Deren Regierungen exportierten ihre arbeitslosen Jugendlichen und seien froh, mit diesen Frustrierten den Nährboden potentieller Opposition auszudünnen. Herkömmliche Entwicklungspolitik könne solchen „Fluchtursachen“ nicht mehr vorbeugen. Gefragt sei eine „neue Radikalität“, um in Afrika „funktionierende Staaten“ aufzubauen. Dafür müsse man Regierungen, die ihr Land als Beute behandeln, international isolieren, indem man die Entwicklungshilfe einfriere, weitere politische und wirtschaftliche Sanktionen verhänge, Menschenrechte zum Investitionsmaßstab mache sowie den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mobilisiere. 


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