© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/16 / 01. April 2016

Lesereinspruch

Der Mensch strahlt

Zu: „Das Restrisiko ist und bleibt zu groß“ von Volker Kempf (JF 11/16)

Der Autor verweist in seiner Ablehnung der Kernkraft auf deren Restrisiko und das verlorene Vertrauen der Bürger. Dazu ist zu sagen: Das Vertrauen der Bürger wurde nicht verloren, es wurde und wird ihnen systematisch ausgetrieben. Auf moderne sichere Reaktortypen wird nicht hingewiesen. Auch ist nach der Katastrophe in Fukushima bislang kein Mensch an Strahlenschäden gestorben. Von 1946 bis 2007, also über ein halbes Jahrhundert, gab es weltweit (inklusive Tschernobyl, medizinischen Fehlbestrahlungen und militärischen Erprobungen) etwa 147 Tote durch akute Strahlenkrankheit. Im Straßenverkehr dagegen kommen jährlich Millionen Menschen um. Zudem sind die Grenzwerte für ionisierende Strahlung zu kritisieren. Immerhin hat sich das Leben auf der Erde unter ständiger natürlicher Strahlenexposition entwickelt. So gibt es Gegenden, wo die Menschen seit Jahrhunderten bei über 20 mSv/Jahr leben. Der Mensch selbst strahlt auch etwa 0,3 mSv/a, und mit der Nahrung nimmt er täglich etwa 150 Bq auf. Eigentlich dürfte es für die Erde gar keine Betriebserlaubnis geben.

Dr. med. habil. K.-Jürgen Amthor, Meiningen