© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/16 / 01. April 2016

Wiedersehen macht Freude
Rückkehr auf den Bildschim: Immer mehr alte Serien werden neu verfilmt – doch einige Klassiker fehlen
Henning Hoffgaard

Jeder Trend kommt wieder. Das gilt nicht nur für Mode und Schulpausen-Betätigungen, sondern auch für das Fernsehen. Bestes Beispiel: Biene Maja. In den siebziger Jahren hatte die Serie einen festen Platz in den Herzen kleiner und großer Fans. Auch danach gehörte das liebenswerte Insekt zu den Klassikern der deutschen Kinderunterhaltung. 2013 folgte dann eine lieblose 3D-Version, die lange nicht an den Charme des Originals herankommt. 

Der Internet-Filmdienst „Netflix“ kündigte im vergangenen Jahr zudem an, die Serien „Full House“ und „Gilmore Girls“ neu aufzulegen. „Remake“ heißt das im Englischen. Oft genug geht es bei den Wiederbelebungsversuchen alter erfolgreicher Serien nur darum, auf der Welle der Popularität des Originals zu schwimmen, um noch ein paar Euro herauszuquetschen. Schnelles Geld statt Anspruch. Ein Vorwurf kann den großen Produktionsstudios nicht gemacht werden. In der Branche herrscht ein rauher Ton. Scheitert eine neue Serie, und sei sie noch so innovativ, am Desinteresse der Zuschauer, droht den Produzenten nicht nur der Spott der eigenen Kollegen, sondern auch der Verlust des Ansehens. Ein Flop und du bist raus, lautet die Devise.

Gerade in Deutschland verzichten die Sender, egal ob privat oder öffentlich-rechtlich, oft auf eigene Ideen. Adaptiert werden aktuelle amerikanische Erfolgsserien. Mehr Innovation, Mut und Risikobereitschaft ist nicht drin. 

Wenn also schon alte Serien neu aufgelegt werden, dann bitte auch die richtigen. Serien, die das Fernsehen und die Zuschauer geprägt haben. Die JF hat da einige, natürlich rein subjektive, Vorschläge.





Rauchende Colts

Die 1950er Jahre waren das Jahrzehnt der Western. Neben „Rauchende Colts“ zogen auch „Bonanza“, „Tausend Meilen Staub“, und „Maverick“ Hunderttausende in ihren Bann. Doch keine Serie lief länger als „Rauchende Colts“. 635 Folgen in 20 Jahren wurden gedreht. Erst in Schwarzweiß, dann in Farbe. Rekord! In Deutschland wurden nur 228 Folgen gezeigt. Während auf den Kinoleinwänden auch danach immer wieder Western für Aufsehen sorgten (etwa Clint Eastwoods „Erbarmungslos“), ist es auf der Mattscheibe stiller geworden. Zu Unrecht. Die Zeit ist reif für eine neue Serie rund um den „Wilden Westen“. Vielleicht könnte dafür der zuletzt chronisch erfolglose Kevin Costner wieder reaktiviert werden. Als Marshal Matt Dillon könnte der einst hochbezahlte Schauspieler sein Comeback feiern. Und immerhin: Costner hat schon Erfahrung in dem Genre. Mit dem Epos „Der mit dem Wolf tanzt“ brachte er 1990 schließlich seinen besten Film auf die Leinwand. Wird doch Zeit, daß in Dodge City wieder jemand aufräumt.





Unsere kleine Farm

Ach, da war die Welt noch in Ordnung. Wenn Michael Landon als Charles Ingalls zusammen mit seiner Familie und den Bewohnern von Walnut Grove in große oder kleine Schwierigkeiten geriet (meist eher kleine), konnte niemand wegschalten. Happy End garantiert und eine christliche Botschaft (Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit) gab’s gleich dazu. Beste Familienunterhaltung ohne Porno, Kifferei, Massenmord oder Politik. Die kleinen Schwierigkeiten des Alltags als großes Ereignis: Das war das Erfolgsrezept. Und es funktionierte. In 110 Ländern wurde die Serie ausgestrahlt. In Japan wurde sogar eigens eine 26teilige Zeichentrickserie produziert. Zeit also für eine Neuauflage. Für die Hauptrolle ließe sich heute vielleicht Mel Gibson gewinnen. Auch da haperte es zuletzt mit dem Erfolg. Und immerhin sah er Michael Landon in den „Lethal-Weapon“-Filmen zum Verwechseln ähnlich. Also weg mit der Knarre, her mit der Schaufel. Damit die Welt endlich wieder in Ordnung ist. Und sei es nur für 45 Minuten auf dem Bildschirm.





Raumpatrouille Orion

„Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ – schon der Name klingt nach altbackener sechsziger Jahre Unterhaltung. Allerdings kam die Serie, von der lediglich sieben Folgen gedreht wurden, im Sog des Erfolgs von „Raumschiff Enterprise“ zu einiger Popularität. Herrlich groteske Geschichten und Spezialeffekte, die aus heutiger Sicht ihren Namen nicht verdienen. Und dennoch ist die einzige bekannte deutsche Science-fiction-Serie mehr als der kleine mißratene Bruder von „Raumschiff Enterprise“. Die Serie ist Kult. Nie wieder danach hat sich ein Sender mit Erfolg daran versucht, dem Genre auch in Deutschland Leben einzuhauchen. Dabei zeigt die Popularität von „Star Wars“ und Co. an den Kinokassen, daß es durchaus einen Markt dafür gibt. Sinn macht eine Wiederbelebung aber nur, wenn talentierte Nachwuchsschauspieler eine Chance bekommen. Denn seien wir ehrlich: Iris Berben, Til Schweiger, Veronica Ferres oder Matthias Schweighöfer sind nur noch schwer zu ertragen.  





Frasier

„Frasier“? „Frasier“! Zugegeben, die amerikanische Sitcom hat es in Deutschland nie zu größerer Bekanntheit gebracht. Zu Unrecht. In einer Zeit, in der vor allem Serien wie „Eine schrecklich nette Familie“ oder „Roseanne“ dem „White Trash“ eine Stimme gaben, setzten die Macher von „Frasier“ auf Wortwitz und Intellektualität. Die Geschichte ist schnell erzählt: Der snobistische Psychiater Frasier Crane und sein noch snobistischerer Bruder Niles scheitern trotz ihres Verstandes, ihres Wissens und ihrer Doktortitel regelmäßig mit ihren hochfliegenden Plänen. Zur Seite stehen den beiden liebenswürdigen Größenwahnsinnigen ihr kauziger Vater Martin und die naive Haushälterin Daphne. Elf Staffeln wurden zwischen 1993 und 2004 gedreht. Regelmäßig hagelte es Auszeichnungen für das brilliante Schauspielerensemble. Die Figur des Frasier ist bereits aus der Serie  „Cheers“ bekannt. Mehr als 20 Jahre hintereinander spielte Kelsey Grammer ein und dieselbe Rolle. Das ist Rekord. Zeit also für eine Verlängerung.