© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/16 / 08. April 2016

Eskalation im Konflikt um Bergkarabach
Kaukasische Kämpfe
Thomas Fasbender

Das Aufflammen des aserbaidschanisch-armenischen Konflikts um die südkaukasische Region Bergkarabach ist die größte Verletzung des seit fast 22 Jahren geltenden Waffenstillstands. Mit armenischer Hilfe hatte sich die überwiegend von christlichen Armeniern bewohnte Grenzregion – immerhin ein Siebtel des Staatsgebiets Aserbaidschans – 1994 die De-facto-Unabhängigkeit erkämpft. Der Preis: über 30.000 Tote, über 1 Million Flüchtlinge. 

Anders als weithin angenommen war der Konflikt nie „eingefroren“. Vor allem mit russischen Waffen haben beide Seiten jahrelang ihre Armeen aufgerüstet. Geschätzte 20.000 Soldaten hat jede von ihnen im Grenzgebiet. 

Erst vor wenigen Tagen waren die Präsidenten, der Aseri Ilham Alijew und der Armenier Sersch Sargsjan, beim Nukleargipfel in New York. Zu einem bilateralen Treffen kam es nicht. Der Einfluß der Großmächte Rußland und Amerika ist im Kaukasus überhaupt begrenzt, zumal auch der amerikanisch-aserische Flirt längst wieder Vergangenheit ist. Die meisten Experten sind der Ansicht, die Aseris setzten darauf, die armenischen Truppen in Bergkarabach mit einer begrenzten Militäroperation zu schwächen, vielleicht sogar zu vertreiben. Schon ist von Tausenden Flüchtlingen die Rede, die teils zu Fuß das Kriegsgebiet verlassen.