© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/16 / 08. April 2016

Aufgeschnappt
Handschlag ins Leere
Matthias Bäkermann

Qaasim Illi vom Islamischen Zentralrat in der Schweiz übte sich am vergangenen Montag im Boulevardportal 20minuten.ch in listiger Rabulistik: „Nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln forderten alle lautstark, daß Muslime sich von Frauen fernhalten sollen. Und jetzt fordert man plötzlich wieder körperliche Nähe.“ Damit kanzelte er die Empörung auf eine Schweiz am Sonntag-Meldung ab, nach der muslimische Schüler an der Sekundarschule Therwil (Kanton Basel-Landschaft) der Lehrerin den Händedruck verweigern dürfen. Das hatte die dortige Schulratspräsidentin Christine Akeret zwei 14- und 15jährigen Moslemjungs per Sonderregelung zugestanden. Und obwohl diese nur bei Lehrerinnen religiöse Vorbehalte mit einer Handberührung gehabt hatten, brauchen sie fortan auch den Männern des Kollegiums offiziell nicht mehr die Hand zu schütteln – damit es keine Diskriminierung gibt. Sicher ist sicher.

Nachdem nun andere Fälle bekannt wurden, zuletzt in Muttenz am Rhein, gerät die Episode zum Politikum. Neben Feministinnen beklagen auch Politiker wie Felix Müri (SVP) den Entscheid: „Man muß aufhören, Intoleranz länger mit Toleranz zu begegnen“, so der Präsident der nationalrätlichen Bildungskommission, „der Händedruck gehört zu unserer Kultur.“