© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/16 / 08. April 2016

Lesereinspruch

Nicht ohne Werke

Zu: „Erbarme dich!“ von Karlheinz Weißmann (JF 13/16)

Dieser wohltuenden, tiefen Osterbetrachtung zum Begriff der menschlichen und göttlichen Gnade muß ich doch in einem Punkt widersprechen:  Die katholische Kirche hielt nicht aus erzieherischen Gründen und zum eigenen Machterhalt an der Notwendigkeit guter Werke fest. Religion zum „Bravhalten“ des Volkes ist eine Idee des protestantischen Preußenkönigs Friedrich des Großen. 

Katholisch ist, was der Apostel Jakobus schreibt: „Der Glaube ohne Werke ist tot“ (Jak 2, 17). Luther stutzte sich das Neue Testament selbstherrlich zurecht und nannte den Jakobusbrief „stroherne Epistel“. Der vom harten leiblichen Vater, vom damaligen philosophischen Voluntarismus und von starken Schuldgefühlen wegen eines tödlichen Duells belastete Luther wollte der Kirche verbieten, Gnade durch Beichtsakrament und fromm erworbene Ablässe zu erteilen, den Menschen also am eigenen Heil tätig mitwirken zu lassen. Dagegen schreibt auch der hl. Johannes in einem seiner Briefe, daß man die Gottesliebe des Christen am Halten der Gebote erkenne (1 Joh 5,2 f)!            

Klaus Elmar Müller, Burgbrohl