© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/16 / 15. April 2016

„Die drehen am Rad wie die Verrückten“
Streetgangs: Ein Gespräch mit Django, Pressesprecher der Hells Angels
Thorsten Thaler

Große Rockerclubs wie die Hells Angels  verstehen sich als internationale Bruderschaften, die keine Probleme mit ausländischen Mitgliedern haben. Seit einiger Zeit jedoch liest man immer wieder vom Ärger Alteingessener mit neuen Rocker-Migranten. Was hat es damit auf sich?

Django: Probleme mit Migranten gibt’s bei uns nicht. Ungefähr 19 Prozent unserer Member haben keine deutschen Wurzeln. Die meisten sind vollkommen integriert und zuverlässig. Nur eine sehr kleine Gruppe davon ist verhaltensauffällig. Dabei entsprechen die Auseinandersetzungen, die wir gelegentlich mit diesen „ jungen Wilden“ haben und auf die Sie vermutlich anspielen, einer gesellschaftlichen Entwicklung, die sich eben auch bei uns widerspiegelt.

Fühlen Sie sich von denen unter Druck gesetzt?

Django: Nein. Ich gestehe zwar durchaus zu, daß Leute in den Club gekommen sind, bei denen sich später herausstellte, daß sie nicht zu uns passen. Aber wie gesagt, dieser geringe Prozentsatz bereitet allen Probleme, uns Rockern, den „jungen Wilden“ selbst, der ganzen Gesellschaft.

Intern sollen Sie die Öffnung der Hells Angels für ausländischen Nachwuchs sehr viel kritischer sehen und von Problemen mit Banden mit Migrationshintergrund sprechen. Stimmt das?

Django: Es stimmt, daß es Ärger mit solchen Banden mit Migrationshintergrund gibt. Aber ich betone nochmals: Das sind keine Probleme unter Rockern. Wir reden hier von Streetgangs, die das Outfit von Rockerclubs kopieren.

Warum, glauben Sie, tun die das bei dem schlechten Ruf von Rockern?

Django: In Deutschland wird der Öffentlichkeit von seiten der Politik und Medien seit Jahren suggeriert, Rockerclubs würden Millionen verdienen. Die Streetgangs glauben in ihrer Naivität an diesen Bullshit und  wollen mitverdienen. Durch ihr Auftreten entwickeln sie eine Profilierungssucht und beanspruchen Territorien für sich. Das ist unglaublich naiv. Dabei haben die von Motorradclubs so viel Ahnung wie ein Kamel von Windows 10. Streetgangs sind einfach nur scharf auf ein Stück vom großen Kuchen, den es aber gar nicht gibt. Trotzdem drehen die am Rad wie die Verrückten.

In Berlin steht derzeit die vornehmlich aus Ausländern bestehende Gruppe um ihr Mitglied Kadir P. wegen gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht. Haben Sie nicht doch ein Migrantenproblem?

Django:  Nein, das ist ein Problem der Mitglieder dieses ehemaligen  Charters, das kann man nicht dem ganzen Club überstülpen. Wir sind nun mal nicht zentral gelenkt.





Django (61), bürgerlich Rudolf Triller, ist Pressesprecher der Hells Angels.