© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/16 / 15. April 2016

Knapp daneben
Ein ökologischer Traum wird wahr
Karl Heinzen

Die Anschläge von Brüssel erfüllen sicherlich auch Ralph Beisel mit Sorge. Als Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen ist es jedoch seine Pflicht, vor übertriebenem Aktionismus zu warnen. Im Prinzip, so erklärt er im Wirtschaftswoche-Interview, gibt es nämlich gar keine neue Sicherheitslage. Bereits seit den Anschlägen auf die Londoner U-Bahn vor zehn Jahren sei jedermann klar, daß Bahnhöfe oder Flughäfen das Ziel von Terrorattacken sein können. Seither habe man die Sicherheitsmaßnahmen immer weiter erhöht, doch lasse sich eben ein hundertprozentiger Schutz nicht gewährleisten. Insbesondere eine Vollkontrolle nach dem Vorbild Tel Avivs, wo Checkpoints schon vor den Terminals errichtet sind, sei in Deutschland mit seinen jährlich 210 Millionen Fluggästen nicht praktikabel. Vielmehr gelte es, das lästige Verbot, Flüssigkeiten mitzunehmen, mittelfristig aufzuheben, auch wenn derzeit noch keine Technologien zur Verfügung stünden, um gefährliche Substanzen zu identifizieren.

Vielflieger könnten sich vorab überprüfen lassen, um dann verzugslos an Bord durchgewunken zu werden.

Die Sorge um die Zukunft der zivilen Luftfahrt ist berechtigt. Wer fliegt noch gerne in den Urlaub, wenn er damit ein immer höheres Risiko eingeht und so zeitraubende wie menschenunwürdige Kontrollen über sich ergehen lassen muß? Aber auch Vielflieger mit solider Lebensversicherung, die aus geschäftlichen Gründen unterwegs sind, könnten den Spaß verlieren. Da sie überwiegend Gutverdiener sind, ist die Zeit, die sie beim Check-in zu opfern haben, viel höher zu bewerten als bei gewöhnlichen Bürgern, und die Kontrollen nehmen auf ihren höheren gesellschaftlichen Status keine Rücksicht.

Für sie hat Beisel jedoch eine Lösung parat. Vielflieger könnten sich in Trusted-Traveller-Programmen vorab überprüfen lassen, um dann verzugslos an Bord ihrer Maschine durchgewunken zu werden. Fast scheint es so, als würde dank der Kämpfer unter der grünen Fahne des Propheten ein langgehegter ökologischer Traum wahr. Man wird den Flugverkehr nicht ganz verbieten können, aber nutzen sollten ihn doch nur jene, die gute Gründe dafür haben und nicht aufs Geld sehen müssen.