© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/16 / 22. April 2016

Schengen-Grenzkontrollen viel billiger als Massenzuwanderung
Gesunder Menschenverstand
Jörg Fischer

Den Druck von Tausenden können Zäune nicht abhalten“, behauptete Angela Merkel vorigen Herbst auf dem Deutschlandtag der Jungen Union und fand hierfür fast ungeteilten Beifall. Die Länder an der „Balkanroute“ bewiesen innerhalb kurzer Zeit das Gegenteil: Eine Sicherung der Grenzen kann sehr wohl die unkontrollierte Masseneinwanderung reduzieren. Doch das koste unseren Wohlstand, warnten daraufhin Rot-Grüne und Wirtschaftslobbyisten.

Das Münchner Ifo-Institut hat nun nachgerechnet: Ja, die Sicherung der deutschen Außengrenzen würde den Handel reduzieren und die Wirtschaftsleistung um im Extremfall bis zu 15 Milliarden Euro jährlich sinken lassen. Aber „im Vergleich zu den Kosten der Flüchtlingskrise, die allein für Deutschland und das Jahr 2016 auf über 21 Milliarden Euro geschätzt werden, sind die Kosten einer Wiedereinführung von Grenzkontrollen im Schengen-Raum gering“, erklärte Ifo-Ökonomin Jasmin Katrin Gröschl.Würde lediglich auf den derzeitigen Flüchtlingsrouten über den Balkan oder von Italien nach Österreich und Deutschland kontrolliert, würde die deutsche Wirtschaftsleistung noch weit weniger sinken: Aufgrund negativer Effekte im Warenhandel wäre das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,98 bis 2,4 Milliarden Euro niedriger „und der durchschnittliche Deutsche um zwölf Euro bis 29,60 Euro pro Jahr ärmer“, heißt es in der aktuellen Ifo-Studie über „Handelseffekte von Grenzkontrollen“.

Aber was würde passieren, wenn künftig alle 27 EU-Staaten wieder ihre Grenzen kontrollieren würden? Das könnte das reale EU-BIP um 27 bis 65 Milliarden Euro reduzieren – dies entspräche jährlich 53 bis 130 Euro pro Kopf der Bevölkerung. Wenn das dazu führen würde, auch die grassierende „Alltagskriminalität“ zu reduzieren, wäre es einen Versuch wert, sagt der gesunde Menschenverstand.

„Handelseffekte von Grenzkontrollen“, in ifo Forschungsberichte (73/16): www.cesifo-group.de