© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/16 / 22. April 2016

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Schmähgedicht: Debatte über Böhmermann hält an

BERLIN. Das Schmähgedicht des Satirikers Jan Böhmermann auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in der ZDF-Sendung „Neo Magazin Royale“ (JF 16/16) hat unter Kirchenvertretern und Politikern vielfältige Diskussionen ausgelöst. Laut einer repräsentativen Emnid-Umfrage für die Bild am Sonntag halten 66 Prozent der Deutschen die vorigen Freitag von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erteilte Ermächtigung zur Strafverfolgung Böhmermanns wegen Beleidigung eines ausländischen Staatschefs für falsch. 22 Prozent finden sie richtig, zwölf Prozent sind unentschlossen. Die EKD-Botschafterin für das 500jährige Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, schreibt in der Bild am Sonntag, daß das Schmähgedicht keine große Poesie sei: „Aber Personen, die im Licht der Öffentlichkeit stehen, müssen so etwas aushalten heutzutage. Als Christin muß ich aushalten, daß es ziemlich grobe Beschimpfungen von Jesus gibt, Muslime müssen Mohammed-Karikaturen ertragen.“ Die SPD kritisierte die Entscheidung der Kanzlerin. Ihr Fraktionschef Thomas Oppermann hob hervor, daß eine Strafverfolgung von Satire wegen „Majestätsbeleidigung“ nicht in eine moderne Demokratie passe. Der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich (Chemnitz) und sein Mitarbeiter im Bundestag, der freikirchliche Pastor Uwe Heimowski, finden es dagegen richtig, daß Merkel den Fall Böhmermann der Justiz übergeben hat: „In einer rechtsstaatlichen Demokratie gilt das Prinzip der Gewaltenteilung. Nicht die Politik entscheidet, was justitiabel ist, das tun Gerichte. Damit ist die Kanzlerin eben nicht Erfüllungsgehilfin des Despoten Erdogan. Im Gegenteil: Sie schreibt ihm eine klare Ansage zum Demokratieverständnis ins Stammbuch.“ Sie warnen davor, das Schmähgedicht gegen jede Kritik in Schutz zu nehmen: „Moralisch und kulturell sind die Zeilen ein Abstieg, wie er tiefer kaum gehen kann. Auch darüber sollten wir uns entrüsten.“ Heinrich gehört auch zum Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz. (idea/JF)





Marienburg hat ihr Wahrzeichen zurück

MARIENBURG. Die südostlich von Danzig gelegene Marienburg hat mit einer acht Meter hohen Marienplastik an der Außenfassade ihr Wahrzeichen zurückerhalten. Sie wurde aus 300.000 Mosaikelementen wiederhergestellt und vergangenen Sonntag enthüllt. Die Restaurierung dauerte acht Jahre und kostete 81 Millionen Euro. Die Gottesmutter Maria ist die Patronin des Deutschen Ordens, deren Hauptsitz von 1309 bis 1454 die Marienburg war. Die im Zweiten Weltkrieg zu weiten Teilen zerstörte, später von polnischer Seite gegen Einsturz gesicherte Burg ist die größte mittelalterliche Backsteinfestung Europas. (tha)