© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/16 / 29. April 2016

Kölner Kardinal Woelki: „Ja zum Minarett“
Kirchturmpolitik
Wolfgang Ockenfels

Parteipolitische Kampfspiele gehören eigentlich nicht zum geistlichen Auftrag eines Bischofs. Wenn es aber im regierungsamtlichen „Kampf gegen Rechts“ zu polemisieren gilt, kann selbst ein Kardinal die Contenance verlieren. Aber auch der Kölner Kardinal gehört einer Weltkirche an, die einer globalen islamischen Christenverfolgung ausgesetzt ist. Doch von den Kirchtürmen läuten die Alarmglocken hierzulande nicht.

Stattdessen warnt die AfD vor einem politischen Islam, der mit seinen demonstrativen, von muslimischen Diktatoren finanzierten Machtsymbolen die Religionsfreiheit mißbraucht. Die Gleichsetzung von Minarett und Kirchturm, die Kardinal Woelki betrieben hat, ist rechtlich problematisch und theologisch naiv. Wer im frommen Pastoralton die erkennbaren Unterschiede verwischt, kann sich nicht auf Barmherzigkeit berufen. Und wer gern mit Islamfunktionären Dialoge führt, die er den AfD-Vertretern verweigert, verliert seine Glaubwürdigkeit. Er verspielt auch seine Amtsautorität. Denn schließlich braucht der mündige und kundige Laie in der Kirche keine Bischöfe, die sich als parteipolitische Gouvernanten aufspielen. Zeitgeistliches Appeasement ist unerwünscht.







Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels ist Publizist und Professor für christliche Sozialethik an der Theologischen Fakultät Trier.