© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/16 / 06. Mai 2016

CD-Kritik: Glowatzki, Lieder im Volkston
Zum Mitsingen
Sebastian Hennig

Beim Volk konnte Ernst Klusens pädagogische Umdeutung des Volkslieds zum „Gruppenlied“ vor fünfzig Jahren nicht verfangen. Heutzutage erfreut sich geselliges Singen wieder vermehrten Zuspruchs. Dabei ist neues Liedgut kaum hinzugekommen. Man behilft sich darum auswärts. Der evangelische Kirchenmusiker Christian Glowatzki wollte das nicht hinnehmen. Auf der Suche nach singbaren deutschen Reimen ist er auf die Verskunst Rolf Schillings gestoßen. Dessen Verlag erschloß ihm einen unvermuteten Schatz klingender Verse. Das Ergebnis ist die CD „Die Zeit legt ab ihr altes Kleid“.

Die 37 Lieder sind kunstvoll gesetzt, ohne gekünstelt zu wirken. Glowatzki geht Wege weiter, auf die Fritz Jöde und Hugo Distler vor hundert Jahren eingebogen sind. Er hat weniger Texte vertont, als vielmehr das Lied freigelassen, das den Dichtungen von Uwe Nolte, Horst Lange, Uwe Haubenreißer, Fritz Usinger, Wolf von Aichelburg und anderen innewohnt. Die Anwendung hat inzwischen die gewöhnliche Skepsis der Musikerkollegen und Fachkritiker in anerkennendes Staunen verwandelt. Denn die Lieder sind beides, sowohl eindringlich singbar als auch überraschend eigen. Nach kurzem Hören bereits fühlt man sich zum Mitsingen eingeladen. Anfang dieses Jahres ist ergänzend ein Buch mit den Texten und Noten herausgekommen.

Christian Glowatzki Die Zeit legt ab ihr altes Kleid. Lieder im Volkston nach zeitgenössischen Dichtern Arnshaugk, 2015 www.arnshaugk.de