© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/16 / 06. Mai 2016

Windparks töten Fledermäuse
Aufwendige Eingriffsplanung zugunsten des Artenschutzes bringt bislang wenig / Hochkomplexes gesetzliches Regelungswerk
Dieter Menke

Wenn bis 2020 im EU-Raum der Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent vom Bruttoverbrauch gesteigert wird, dann stehen Naturschützern weitere leidvolle Jahre ins Haus. So kann das waldreiche Bundesland Hessen seine an Brüsseler Vorgaben orientierte Energiepolitik nicht ohne Inanspruchnahme seiner grünen Lungen erreichen: statt 0,3 sollen ein Prozent als Windeignungsgebiet ausgewiesen werden.

Ebenso planen Bayern und Baden-Württemberg den Ausbau von Windkraft im Wald. Rheinland-Pfalz, wo seit 2011 die Grünen das Umweltressort leiten, hat schon zahlreiche Windenergieprojekte in seinen Wäldern realisiert.

Damit sind Kollisionen mit den streng geschützten Fledermäusen programmiert. Denn die leben meist nicht in unwegsamen Felshöhlen, sondern in Wäldern. Wie schwierig es ist, in diesem unübersichtlichen, von Rotoren bedrohten Lebensraum ihren Schutz zu gewährleisten, zeigt die Studie der Biogeographin Lea-Su Angetter über „Fledermausfang im Rahmen der Eingriffsplanung von Windkraftanlagen in Wäldern“ (Naturschutz und Landschaftsplanung, 3/16).

Dabei ist weniger beachtlich, was Angetter, artenschutzrechtliche Fachgutachterin im hessischen Linden, zu den zahlreichen Details der Bestandserfassungsmethoden ausführt. Ungleich wichtiger ist der von ihr vermittelte Eindruck eines hochkomplexen gesetzlichen Regelungswerks im Naturschutz, das im Planungs- und Genehmigungsverfahren scheinbar optimal Rücksicht auf die jeweils betroffene Tierart nimmt.

Da aber mittlerweile unbestritten ist, daß Arten wie Kleinabendsegler und Mopsfledermaus mit Rotoren auch in 25 Meter Höhe zusammenstoßen und Druckunterschiede im Nahbereich der Rotoren bei allen Arten tödliche innere Verletzungen verursachen, können die von Angetter beschriebenen aufwendigen Bestandserfassungen vor Baubeginn selten den Eingriff selbst verhindern. Auch die Umsetzung der von ihr skizzierten Vorschläge zur bundeseinheitlichen Standardisierung ausgefeilter Netzfangmethoden erleichtert die Fixierung angemessener Abstände zwischen Windpark und Wald, bremst aber nicht den energiepolitisch indizierten Lebensraumverlust und Artenschwund.

Arbeitskreis Fledermausschutz Rheinland-Pfalz:  www.fledermausschutz-rlp.de