© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/16 / 13. Mai 2016

DVD: Zipper
Sexsüchtiger Karrierist
Werner Olles

Ein einziges Treffen mit einem Luxus-Callgirl genügt, um im Leben von Sam Ellis (Patrick Wilson) eine Lawine loszutreten. Der erfolgreiche und ambitionierte Staatsanwalt verliert sich zusehends in Sexabenteuer mit Professionellen. Seine Frau (Lena Headey), die für den gemeinsamen kleinen Sohn ihre eigene Karriere als Juristin auf Eis gelegt hat, bemerkt zunächst nichts von seinem Treiben. Doch Ellis kann nicht mehr damit aufhören; die teuren Verabredungen in Hotelzimmern füllen bei ihm eine Lücke, die er selbst nicht in der Lage ist zu benennen. Noch nicht einmal, als sein kometenhafter Aufstieg in den US-Senat winkt, kann er seine Sexsucht beherrschen. Als das FBI schließlich den Escort-Ring aushebt, bei dem auch Ellis Kunde ist, droht seine Karriere zu scheitern. Er versucht dies mit allen Mitteln zu verhindern und auch seine gefährdete Ehe zu retten …

Mora Stephens Politikdrama „Zipper – Geld. Macht. Sex. Verrat.“ (USA, 2015) hätte eigentlich das Zeug zu einem Thriller der Sonderklasse, und tatsächlich spart die Werbung nicht mit Lobpreisungen wie „Thriller des Jahres“ oder „‘House of Cards’ im Kinoformat“. Doch trotz der guten schauspielerischen Leistung von Patrick Wilson in der Rolle des Staatsanwalts beläßt es der Film bei oberflächlichen Fragestellungen. Anstatt eine böse Satire auf die Dekadenz eines Politbetriebes, dem der schöne Schein mehr als das reale Sein gilt, präsentiert er im Mittelpunkt einen notorisch sexsüchtigen Karrieristen auf der sinnentleerten Suche nach immer neuen erotischen Abenteuern, die ihn schließlich in den Abgrund reißen.

Formal bisweilen etwas zu kunstgewerblich und vordergründig, besticht „Zipper“ allein durch einige herausragende Darsteller wie Ray Winstone und Richard Dreyfuss und vor allem durch die tragische Ironie, die gegen Ende jedoch von einem Hang zu genretypischen Stilisierungen und Hollywood-Kitsch überlagert wird. Statt einer überzeugenden Geschichte über psychische Grenzsituationen und das Scheitern ihrer Bewältigung bleibt nur eine dünnbödige Kolportage im Stil eines Erotik-Melodrams.

Als Bonus bietet die DVD einen Audiokommentar von Regisseurin und Drehbuchautorin Mora Stephens.

DVD/Blu-ray: Zipper. Escot Elite 20 16, Laufzeit etwa 109 Minuten